Und hiazt scheints hell! Da Nöbl weicht — Ban Bött knian ma ins nieda! „Dir, Vada, drobn, den erstn Dank! Unsa Sunn, dö scheint schon wieder!" In den „Steyra Gsangln" steht auch das Bekenntnisgedicht Goldbachers „D a W a l d s ch l o i f a" (Waldgänger), in dem sich Die tiefe Verbundenheit des Dichters mit dem Waldleben offenbart, jene urdeutsche Seite seines Wesens, die den Grundton bildet zu den beiden letzten Gedichtbänden Goldbachers, dem im Jahre 1917 erschienenen Band alpiner Gedichte: „Bergsteign und Almalöbn" und dem 1929 herausgekommenen Wanderbuch „2) raufet a u f da Wei t'". — Der Apostel deutschen Wanderns und erlebter deutscher Volkskunde, Wilhelm Heinrich Riehl, wies darauf hin, bafe die teutschen Lande noch wirklichen, wildwüchsigen Wald haben, während der Engländer so gut wie keinen wirklichen freien Wald mehr sein eigen nennen könne, und führt auf dieses Vorhandensein oder Fehlen des Waldes eine Menge der schärfsten Unterschiede deutschen und englischen Volkstums zurück. Die Seele des deutschen Volkes in Kunst und Leben ruht geborgen in der Urkraft seines Waldes. Diesen Gesundbrunnen des Volkstums, dem auch unser Dichter seine urwüchsige Kraft und den unverwüstlichen Optimismus seiner erkämpften Weltanschauung dankt, besingt er in den beiden Bergsteiger- und Wanderbüchern in allen Feiertönen und Jubellauten, deren unsere liebe Volksmundart fähig ist. Verstimmte in manchen Jugendgedichten noch das in Mundartdichtungen leider so häufige falsche Pathos, so spricht hier echt und darum künstlerisch überzeugend mit einfachsten, volksgemäfeen Mitteln der Dichter von den Wundern des Wanderns, wie er sie erlebte. Zuerst schildert er sein „Bergsteigergwand", das ihm mehr ist als „Kostüm", die „Lödani" und den „Lodenschampa", die „Bergschuah", „dö obn auf dö Stoan in Schwung keman, bafe da fürkimmt, sö gengan alloan" —, da alttreue „Buglsack", dessen Urfarbe man nicht mehr erkennt und der das „Gesicht seines Herrn hat", und fchliefelich der altgediente Hut, den er genau beschreibt, denn: „Wia schiacha da Huat, wia feina da Herr, und wann der Spruch wahr is, aft bin i schon wer!" So unscheinbar ist der Hut, aber nur „Wann i furtgeh auf d' Weit; Bal i aba wo obn bi In da Almherrlichkeit, Aft wird fettn der Filz Bolla Schenheit und Pracht, Wann oan Bleamerl ums ander Ban Huat abalacht." So von dem Licht der Höhe „gweicht und gsögnt" wird ihm auch das Unscheinbare bedeutsam und wertvoll. Er jubelt: „llba Stock, üba Stoan — üba Wiesn und Roan, Üba Büchel und Berg — nah da Längst, nah da Zwerg, Nah da Strafen gar nia — a so gfallts halt mir!" und „Drum dank i da, Gott — für dö Gnad, dös d' ma göbn: Solang i nuh Bergstein kann — solang gfreut mi 's Löbn!" Wie in den Gedichten der ersten Bände, so sehen wir auch hier den Dichter als „Waldschloifa" selbst zu einem Teil des großen Ganzen der Natur werden, verschwistert mit dem Waldgetier, mit Baum und Strauch, mit Quell und Stein, die ihm alle ihr besonderes Eigenleben offenbaren. Frei von jedem Haschen nach Effekten und Sensationen, die der „Sonntagstourist" sucht, wird ihm das Geringe und anscheinend Bedeutungslose grofe und reich an Wundern, denen er voll Hingabe lauscht. Es ist für jeden Besucher der Eisenstadt Steyr ein Erlebnis, wenn Goldbachers Führung ihm alle 10
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