Goldbacher ist hier Lyriker, Mundartlyriker aus ganzer Seele: die Form volksmäßigen Gesanges beherrscht er, wie man merkt, singt und klingt alles, alles ist gehört, durchs Ohr geprüft. Die Mundart selbst könnte ein Bauersmann nicht reiner sprechen." Die besondere Note der „Steyra Gsangln" klingt aus den trauten Schilderungen des Lebens der Kleinstadt mit ihrem Reichtum an altschönen Bauten und verschwiegenen Höfen, deren Lob der Dichter hier mit durchaus volksmäßigen Mitteln singt. Nachdem er mit sicheren Strichen die alten Steyrer Bürgerhäuser vor uns hingezeichnet und dabei wie in seinen Naturbildern den Häusern, Stiegen und Höfen eigenes beseeltes Leben verleiht, führt er uns zum Beispiel in den Hof eines gotischen Patrizierhauses, über dessen dämmerdunkle Stille das hohe Dach emporsteilt: „Wann da Wind ön Staub durch Gassn jagt: In Hof is alles stad. Kann sein, daß übers Dach «mal A Blattl uma waht. Dann wundern ft dö stoanan Säuln, Dö umastehn in Kroas. übern Gang noagt fi a Kindergsicht, Eahm gfallt dö Blattlroas! — Aft tramans wieder weida stad: Da Hof und d'Säuln und 's Dach. Da alte Hof bleibt allweil gleich, übn 's Kind ruckt langsam nach.--------" Aus all den verträumten Häusern klingt dem Dichter der altbiedere, fromme, schöpferische Geist feines Volkes wider: „Du gfpürst ganz was Bsunders In an' uraltn Haus: Du gfpürst ganz was Seltsams Und kennst di nöt aus. Wer wohnt denn da drinn? Und was is's, daß di gfreuft? Ös is recht was seltns schon: Da altbürgerli Geist!" — Ganz eigenartig und innig empfunden muten uns die frischen, sonnig-frohen Lieder an, wie aus der Kinderstube hervorgeklungen, die uns wie die Stücke „D' Äugn von an Kind", „Meinö Kinder", „D' Sunn scheint wieder", „Dö schönste Gab" einen Einblick geben in das Seelenleben der Kleinen, wie in das Sorgenleben der Eltern. In diesem Band, der seiner engeren Vaterstadt gehört, findet er auch die zartesten Klänge, die seiner Frau und seinen Kindern gewidmet sind, wie die Strophen vom Krankenbett seines Kindes: „Da Rögn hat stad ans Fenster pascht, 's is laar gwön in da Strafen. — Und drinn in Bött unsa liaba Bua, Leidt über alle Mafen. Dö Augerl, dö wia Kohln fünft glüahn, San matt und Halbs nur offen. Mir stengan bei sein Bött hibri Und traun uns gar nöt z' hoffen. Doh liegt da Nöbl nuh so schwär. Wann d' Nacht ah nuh so dunkelt, Ös kimmt, wann oans Geduld gnua hat, Dö Stund, wo d' Sunn durchfunkelt. 9
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