Der oberösterreichische Heimatdichter Gregor Goldbacher

So valöschn alte Sittn, Deutscha Brauch wird nimm« glittn, und tala (b) geht insa Lauf. Oan' Trost gibts! ös glast in Junta, Michel, blas und hoaz föst unta, Gach geht dein Lischt doh ah auf!" — Einen bedeutenden Fortschritt in Goldbachers Mundartdichtung zeigte der im Jahre 1911 erschienene zweite Band, die prächtig gelungenen „Steyra Gsangln", die von der Kritik mit Recht mit einmütigem Beifall begrüßt wurden. Im „Grazer Tagblatt" (22. April 1912) schrieb Professor Dr. Alfred Webinger — wohl als bester Kenner der berufenste Beurteiler der österreichischen Dialektdichtung — folgende, den Dichter ehrende Einführung: „Das Buch atmet tiefes Naturverstehen, ohne daß es über die Grenzen seines Bereiches ginge. Das Leblose lebt, Meise und Spatz, Reh und Pilzling, alles belauschen wir mit dem Dichter und das knospende Bötzerl am Frühlingsbaum fingt: „Ja, hiazt kimmt unsa Zeit!: ©spürt Han is grad, Wia mi da Auswärts warm A'busselt hat!" — Wie dies der noch übrige Schnee hört, „flennt a so viel, daß da Bach gehad wird, uns ba da Mühl". — Die altehrwürdige Eisenstadt Steyr aber ist dem Dichter ganz eigen: Und unt' liegt mein Stadtl, Altö Häusa — gachi Stiagn, Liegt biimtal in Landl, Wia a Kind in da Wiagn!" Prächtige Bilder aus dem Volksleben jenes Landstriches erstehen vor uns, das „F l e tz a h a n d w e r k", das „H o l z k n e ch t l ö b n" und andere bezeichnende Aus- schnitte führen uns „Acht a u s'n Land l" vor, Bilder, die mit kraftvoller Anschauung gezeichnet sind: das wirksamste darunter „Da altö Naglschmied" ist ohneweiters als Kabinettstück zu bezeichnen! Aber der Dichter vergräbt und verwühlt sich nicht etwa nur in Naturstimmung und Heimatpreis, er weiß uns auch ein kräftig Wort zu sagen, wenn es gilt, für die Muttersprache einzuspringen oder fremde Anmaßung zurückzuweisen: kerniges Bauernblut lehnt sich auf: „Draußt blast da Wind und mir Ham koan Schutz, Ja, is denn dö deutsche Faust nix mehr nutz? Brüada, in Hosensack macht ma koan Faust, D'Zeitn sän anders worn, mach mas heraust!" — Die „Steyra Gsangln" — so schließt Webinger — legt niemand aus der Hand, der ein offenes Herz für unverfälschtes Volkstum ha:, ohne an ihnen einen lieben Freund gewonnen zu haben" — In der Linzer „Tages-Post" schrieb der gleiche Kritiker noch weiter: „Auch der Humor kommt zur Geltung, ehrlich und gesund, nicht einseitig aufgetragen, mit volks- tümlichen Motiven („Gschicht von dö Mohrn"): ein psychologisch überaus fein auf» gebautes Stück ist „D'Angst" und fast zu dramatischer Gestaltung einladend ein Charakter wie „Der Dickschädl". Lehrhaftes kleidet er so ein, daß es uns nicht aufdringlich erscheint, ein alter Einleger zum Beispiel trägt seine primitive, aber beherzigenswerte Philosophie vor, und der Dichter selbst meint einmal, mit heiterer Lebensauffassung komme man wohl am besten durch: „ös sechts wohl, mit 'n Lustifein Gehn ma den richtign 3B5g: In Bah drunt rinnt das Load Dabei Und drüber führt da Stög!" 8

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