Der oberösterreichische Heimatdichter Gregor Goldbacher

halten, sondern durch Restaurierungen und Freilegungen sogar noch auszubauen. Als das Steyrer Heimatmuseum in dem schönen sgraffitogeschmückten Speicher der Innerberger Gewerkschaft errichtet wurde, gehörte auch Goldbacher zu seinen tat» kräftigsten Förderern. Ihm ist auch die Wiedereröffnung des einzigartigen alten „Steyrer Krippe ntheaters" zu danken, das heute wieder alt und jung mit seinen Schwänken erfreut und zu dem unser Dichter die alten Texte bearbeitete und neue Ergänzungen, die trefflich dem Ton des Alten sich einfügen, dazudichtete. Wer je dieses selten stimmungsvolle Spiel alter Volkskunst gesehen hat, wird seinem Er­ neuerer herzlichen Dank wissen. Seit der Dauer seiner beruflichen Tätigkeit in Steyr, das ist seit der Jahrhundert­ wende, gehörte Goldbacher zu den tätigsten Mitgliedern der Sektionsleitung des D. u. Ö. Alpenvereines Steyr und zu den begeistertsten Förderern deutschen Manderns. Die Heimat kennen, heißt, sie lieben! Daher wies er als Jugendbildner seiner von ihm als Lehrer kameradschaftlich geführten Jugend die Wege und Möglich­ keiten, sich zu allen Zeiten und Wetterlaunen die Schönheit der Heimat erwandern zu können: durch Sportpflege und körperliche Ertüchtigung. Obwohl selbst Linkshänder, ging er mit anspornendem Beispiel voran. Er galt als einer der besten Schwimmer, Springer und Skiläufer in Steyr und bildete sich in den von ihm gegründeten und geleiteten Sportvereinen, dem Steyrer Schwimmverein „9t e p t u» n i a" und dem Skiklub „T e l e m a r t", eine junge, wagemutige Schar heran. Ihm, dem ersten Pionier des Schneeschuhlaufes in Steyr, der auch durch 20 Jahre die Schüler-Skiabteilung der Steyrer Realschule führte, danken Hunderte die Kenntnis der „weißen Kunst" und damit die Möglichkeit, auch die Herrlichkeit unserer winterlichen Bergwelt erleben zu können. Goldbacher war seit 1901 auch Leiter der ombrometrischen Beobachtungsstelle Steyr, über die er wissenschaftliche Arbeiten herausgab. Seit 1912 leitet Goldbacher die Kaufmännische Fortbildungsschule in Steyr. So ist Gregor Goldbacher wahrhaftig „in Wort und Tat" ein Apostel der Heimatliebe, ein Führer zur Heimat geworden, lange ehe „Heimatdien st" zum politi sch en Leitwort geworden war, dagegen Jahrzehnte hindurch gegen Unverstand und Un­ willen einer volkstumsfremden, gemütsarmen Zeit im Kampfe liegend. Und wenn er heute an seinem „Sechzigsten" als S t u d i e n r a t aber wohl schweren Herzens aus dem aktiven Schuldien st scheidet, dann werden wohl viele in treuer Dankbarkeit seiner denken. Der Dichter schrieb an den Verfasser dieser Zeilen über die von ihm geplante Sichtung und Überarbeitung mancher seiner Schriften, die oft aus der Hast seines so überaus tätigen Lebens heraus entstehen mußten: „Das wird eine geeignete Beschäftigung für den Ruhestand sein, den ich laut den jetzt geltenden Vorschriften mit Oktober d. I. antreten muß. Der Abschied von der Jugend fällt mir wahrlich nicht leicht — ich muß mich daher zum Ersatz mit meinen Musenkindern, die oft noch viel ungeratener sind, beschäftigen." — Wir haben also, da der Rastlose zum „Stilliegen" nicht taugt, noch viele gereifte Gaben seiner Muse zu erwarten, und werden — wie wir ihn als gestrengen Richter mancher „Reife­ prüfung" kennen, manches von ihm heute noch als ungeraten bezeichnete Kind unter seinen bildenden Händen zu reifer Geltung aufsteigen sehen. Wir aber werden, wenn wir heute mit unserem „Bundband" — den dankbaren Glückwünschen seiner oberösterreichischen Heimat, — den Dichter an der „Schwelle des Greisenalters" grüßen und von dem in Jugendsrische Aufrechten und immer Schaffenssrohen empfangen werden, auch ihm seine dem Salzburger Volksdichter Otto Pflanz! vor zehn Jahren gewidmeten Worte zurufen müssen: „Aba geh, du tuast gspoaßn, ÖS is ja nöt wahr: Du lüagft dö ganz Welt an. Du bist nöt sechz'g Jahr." 13

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