"Großfahrt" in die Gottschee 1939

47 Laibach. Von Gottschee fahren wir am frühen Morgen ab. Noch ist es herrlich kühl - aber die Herlichkeit dauert nicht lange. Wenn ein Auto oder Motorrad des Weges kommt dann nehmen wir ermals recht tief Atem ,und dann üben wir uns im sparsamen Haushalten mit der reinen Luft. Aber dann muss eben doch wieder geatmet werden, und das ist gar nicht gut. Dick und stinkend ist die staubige Luft und unsere Gesichter sind bald mit einer Staubkruste überzogen. Als es einmal abwärts ging, verschwin¬ det Emmi plötzlich in einer Staubwolke. Es hat ge¬ knirrscht und gekracht, und das sagt uns: Emmi hat einen Stern gerissen und obendrauf einen zünftigen. Und wirklich ist etwas passiert. Zwar sind es nur Hautabschürfun gen und leichte Quetschungen... aber der Schmutz auf diesen verwahrlesten jugoslawischen Strassen! Das GD Mädel verbindet kunstgerecht.... doch auch das Rad be¬ darf einer Behandlung, die wir nicht vornehmen können. Achter, Pedale und Lenkstange tüchtig verbogen. Doch der nächste Schlosser, der nicht weit weg seine Werkstatt hat, behebt notdürftig diesen Schaden. Hilde wäre mit Emmi zum Doktor des Ortes gegangen, doch die Tür sah schon so dreckig aus, dass wir vorzogen bis Laibach zu warten. Wir fahren auf ebener Strasse in dei breite Niederung des Laibacher Beckens.Nur ganz verschwommen tauchen im Mittagsglast und Dunst die Karawanken auf, An dem hoch¬ aufgelagerten Strassenstaub, durch den wir uns mit den Rädern direkt wühlen müssen, zeigt uns, dass es hier sehr lange nicht geregnet haben muss. Man muss richtig aufpassen, dass man keinen Stern reisst, und obendrauf ist das Treten sehr anstrengend. Jedes Rad wirbelt den feinen weissen Staub auf, bald haben wir alle graue Haare, Wimpern und Gesichter sehen aus, als wären wir in eine Mehlkiste getaucht, Aber ist es nicht doch fein, wenn man sich bezwingt und dennoch weiter fährt immer dem gesetzten Ziel entgegen. Schon fahren wir in Laibach ein.. fahren ist eigentlich ein unrichtiger Ausdruck, auf diesen 1A Strassen kann man nicht fahren, da holpert und hepst das Rad mit uns nur so dahin, dass wir meinen am Elektrisiertisch zu sitzen und von elektrischen Strömen durchge¬ beutelt zu werden, Singerl findet einen herrlichen Witz: Was ist der Unterschied zwischen einem Schweizerkas und einer 1A Strasse in Jugoslawien? Gar keiner, kriegt sie zur Antwort. Doch, aber kein grosser. Ein guter Schweizer¬ käs hat viele Löcher, eine"gute“ Strasse in Jugoslawien hat noch mehr Löcher. Unsere Mägen waren mittlerweile auch zu Löchern geworden. In der Stadt suchen wir zuerst den Bahnhof auf. Hier wird jugoslawisches Militär verladen, Aha, es brandelt. Am Bahnhof waschen wir uns die Staubmaske vom Gesicht, und dann geht es in die Stadt. Emmi und Helene suchen den Arzt auf,

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