"Großfahrt" in die Gottschee 1939

Vom Ivan. Iwan „ist der Mann für alles“; Er kann zwar wenig deutsch aber sein verheissungsvolles Augenzwinkern zeigt und deutlich, wie gut er es mit uns meint. Er will uns das Kino zeigen! Das Kine '-- Sein Gesicht verklärt sich bei diesem Wort. Natürlich ganz umsonst können Sie in das Kino gehen---Schweigend geht er ans Werk. Iwan holt eine Leiter und lehnt sie an die Hausmauer des angrenzenden Gebäudes, dort wo sich eine türartige öffnung befidet, die von einem geheimnisvollen Vorhang verdeckt ist. Langsam und bedächtig steigt er die Leiter hinauf und dann dürfen wir der Reihe nach--alle Mädel-- auf die Leiter steigen. Hinter dem Vorhang befindet sich das Zauberreich des Gottscheer Kinos. Ah, das Stück ist schon im schönsten Gange.... ungemein aufregend und ungemein rührend. Iwan wenigstens ist ganz hingerissen--nur sieht er zu wenig deutlich zwischen den Köpfen der Mädel. Na, vorsich- Iwan weiss sich ja zu helfen. Er steigt langsam und tig herunter und kommt nach einiger Zeit mit einer 2. Leiter weider, die er bedächtig neben die Erste lehnt. Im Nu sind alle Sprossen besetzt---denn jetzt wirds spannend, jetzt kommt--Er-- und-----Sie----. Ach und der arme er geht und kehrt mit einer Iwan sieht wieder zu wenig. Leiter wieder. Es ist die dritte Leiter die nun lehnt. Da dürfen alle hinauf, die noch nichts gesehen haben, Iwan mit seinem guten Herzen kommt wieder zu kurz, Da ertönt eine Stimme “zum Essen", die Suppe ist fertig. Im Nu sind sämtliche Leitern leer, und fröhlich jodeln wir um den damp¬ fenden Kessel. Iwan aber kann das nicht begreifen. Was, weglaufen, bevor es aus ist???... Doch dann schaut er, diesmal allein selig zu. Iwan hat allerhand zu tun. Er sorgt für den Schimmel im Stall, nebenan füttert er die schöne Niza, das Eichhörnchen und die Turteltaube im Käfig. Ja ,besonders schön betreut er das Wildschwein Niza genannt, das immer an der Mauer hochspringt und schnappt, wenn man ihm zu nahe se ja,er traut sich sogar in den Zwinger hinein und kommt Niza tut ihm nichts,-kurz, ihm ist die Sorge um alles Lebende im Hof anvertraut, Er holt uns Heu in die Garage herunter damit wir weicher liegen können, er rettet Annis Radel vor den Hunden (weil es an einem Eckstein lehnt) er hilft mir die Teeblätter einzeln wieder aus der Einbrennsuppe heraus¬ zufischen, die mir hineingefallen sind, als ich unseliger¬ weise Küchendienst hatte. Er ist eben immer zur Stelle der gute Iwan. Am letzten Abend bringt er uns noch zum Abschied ein paar schöne Apfel in die Garage. „Mir auch einen, mir auch einen:! klingts im lõstimmigen Chor entgegen. Da wendet er sich stumm in die Dunkelheit hinaus.. so sehr hat er uns schon ins Herz geschlossen, dass er für uns stehlen geht.Zweimal kommt er wieder, bis jede von uns einen schönen rotbackigen Apfel bekommen hat.

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