Ankunft in Gottschee. "Cotjebia"so steht auf der Ortstafel. Also, für heute hätten wirs wieder geschafft, Mit zerzausten Haaren, erhitzten Gesichtern und verstaubten Rädern stehen wir am Hauptplatz, Freude ist in uns allen. Jetzt stehen wir endlich auf dem Boden, von dem uns bisher immer nur ein winziger Fleck auf der Sprachenkarte erzählt hat, dass dort Deutsche wohnen. Wir freuen uns darauf in der kur¬ zen Ruhepause die wir haben werden, ehe wir ans Meer weiterfahren, dieses Land kennenzulernen. Inzwischen hat sich wie überall bisher eine grosse An¬ zahl der Bevölkerung um uns staunend und neugierig ver¬ sammelt. Vor allem aber ist hier die deutsche Jugend da. Man könnte eigentlich genau so gut sagen Hitlerjugend, In den Lederhosen und den weissen Hemden schauen sie auch genau so aus wie einst unsere illegale HJ. Stolz schlagen sie den Kragenumschlag zurück und zeigen und das Hakenkreuz, das jeder auf der Unterseite des Aufschla¬ ges trägt. Doch wir dürfen uns nicht zu lange aufhalten, noch heisst es die Führerin der deutschen Mädel in der Gottschee aufzusuchen, und vor allem noch für Quartier und Verpflegung zu sorgen. Elfi wohnt ausserhalb des Ortes, also heisst es nochmals auf die Räder steigen obwohl uns die Beine schwer sind und die Rucksäcke nicht minder- geht es in altgewohnter Ordnung die staubige achnurgerade Strasse dahin, geführt von einem deutschen Jungen. Endlich sind wir da. Elfi, im Dirndl,mit dem gottscheer Faltenkragen, kommt uns entgegen. Hibo reicht ihr die Hand, wechselt einige Worte, denn schon haben wir Elfis Wink verstanden"Aufpassen, Slowenen in der Nähe"! Nach kurzem leisen Gespräch gibt Hibo den Befehl: „Aufsitzen, zurück in die Stadt“.Schweigend radeln wir die schnurgerade Strasse zurück, auf der wir gekommen sind.—---Auf halber Strasse zur Stadt kässt uns Hibo halten, Sie erklärt uns kurz, dass Leute in der Nähe wa¬ ren, die auf keinen Fall wissen durften, dass wir bei Elfi übernachten wollen. Es gibt nichts anderes, als Elfi später nochmals aufzusuchen. Vorläufig müssen wir für einige Zeit in der Stadt verschwinden und werden Nach¬ richt bekommen, sobald die Luft rein ist. Eben wollen wir wieder zum Hauptplatz einbiegen, da er¬ tönt hinter uns lautes Geschrei und Gejohle, Ein Lastenauto, vollbesetzt mit einer lärmenden Horde, fährt an uns vorrüber. Mitten aus dem Menschenknäul flattert blau und rot eine Fahne Am Paltz macht das Auto halt, Männer springen herunter, die Fahne wird geschwenkt und aus rauhen betrunkenen Kehlen ertönen Lieder mit immer den gleichen Kehrreimen. Und dazwischen brüllen sie mit gros¬ der Ausdauer Worte, die wir nicht verstehen können. Wir haben am Eingang des Platzes Halt gemacht, von wo aus wir die ganze Geschichte mitansehen können. Inzwischen hat sich eine Menschenmenge um das Auto ver¬
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