Die Gotik in Oberösterreich

Steyr, Stadtpfarrkirche (siehe auch Seite 4 und 5) Photo: G. Gugenbauer ist ein St. Jakobus d. A. an der Empore der schönen Filialkirche in Weiga11tsdorf bei Ried bei Kremsmünster (gegen 1500); das sd1önste Stück in Kunststein ist der Allerheiligenaltar von 1518 in der Allerheiligenkapelle der Pfarrkirche in Altmünster bei Gmunden, im Figuralen noch ganz gotisch, im Aufbau und ornamentalen Detail aber reife, fast italienisd1e Renaissance. Vom Ende des Jahrhunderts stammen die Sandsteinplastiken am schönen Südportal der Eferdinger Pfarrkirche; sie haben durch Abstocken sehr gelitten. Diesen wenigen Steinfiguren steht ein Heer von Holzfiguren gegenüber. Alle diese Holzbildwerke waTen, wie übrigens aud1 die aus Kalk und Sandstein, farbig gefaßt, eine Fassung, die nicht einem Anstrich gleichkommt, sondern als liebevollste, feinste Belebung des Holzes gedad1t ist und sich wie ein Gemälde um den hölzernen Leib legt. Der technische Vorgang des Fassens wurde mit höchster Sorgfalt ausgeführt und die Fassung hat nicht nur jahrhundertelang die kleinen Unbilden der Zeiten, sondern auch Roheit und Unverstand der Menschen überdauert ;9 sie ist das wesentlid1ste Wirkungselement der gotischen Plastik und kam1, einmal ganz oder teilweise verloren oder beschädigi, nicht mehr vollwertig erseqt werden. Neben den Farben liebte man edles Gold an den Gewändern und an den Hintergrli nden der auf Holz gemalten Bilder. Aus Lindenholz sind die Altäre Oberösterreichs gefertigi, zartes Schniqwerk sind sie, vo11 unendlicher 14 Mannigfaltigkeit. in stock.hohen Aufbauten des Sprengwerkes über dem Schrein, in dem die Heiligen stehen, bis zur Decke der Kird1e in einem Giebel sich erhebend. An diesem Schniqwerk, das uns heute nichts sagt, das wir stumm bewundern, das, dem Auge fern, kaum zur Wirkung kommt, entfaltete sich das eigentliche Können der Sdmiqer, mehr als an den Figuren; und die Baldachine mit ihren komplizierten Aufbauten haben ebensogut einen ganz bestimmten, eindeutigen Ausdmck w-ie die Köpfe der Figuren. Erst wenn ein Geselle dieses beseelte Schniqwerk aus dem Lindenhlod-: zu holen verstand mit jener Sd1ärfe des Blickes, die den Schüqen ins Schwarze foeffen läßt, erst dann durfte er an die Gestalt der menschlichen Figur herangehen, als ein Reifer, dem das Holz unterm Messer sich formt, wie dem Sänger das Lied in der Kehle. Während wir die erhaltenen Flügelaltäre aus gotischer Zeit an den Fingern abzählen können, Steyr, Stadtpfonkird1e. Nordportal. St. Jakobus, Steinfigur um 1400 Photo: G. Gugeubaucr

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