Die Gotik in Oberösterreich

St. Georg. KöRlwang, Pfarre Wimsbach Mitte des 15. Jahrhunderts Photo: G. Gugenbauer Gewölbe freundlich blicken wie weithin grünes Land in1 Scheine der Frühlingssonne; das beste Beispiel dafür mag die prächtige Pfarrkird1e in Vöcklamarkt sein, die in ihrer heiteren Weiträumigkeit wie ein Symbol Oberösterreichs sind im Kern gotisch. Manche nur am Tag ihrer Kirchweih geöffnete, sonst kaum betretene, einsame Filialkirche ist ein kleines Juwel gotischer Architektur. Größere Landkirchen sind in Oberösterreich oft als zweisdii:ffige Hallenkirchen gebaut, deren lidite des Volkschru·akters dieser glückhaften Gegend erscheint, die längst die Sdiauer des Frankenburger Würfelspiels vergessen hat. Kleine Landkird1en voll Eigenart und Charakter sind St. Anna am Steinbruch bei Pürnstein im oberen Mühlviertel, Schauersberg bei Wels, Weigantsdorf bei Kremsmünster, Heiligenleiten bei Pettenbach, St. Blasien bei Bad Hall, Pulgarn bei Steyregg, das Agidikirdtlein am Hohenstein bei Pulgarn und viele andere, die der hastende Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts nie betreten wird. Tro~dem dürfen wir im Ringen um die Seele 10 unseres Volkes nie müde werden die ewigen Werte des Volkstums, für die die Gotik ja nur ein zeitliches Kleid ist, zu verkünden, immer wieder auf sie hinzuweisen, sie zu preisen: sie sind ein heiliges Pfand, das uns die Heimat, Blut und Boden, anvertraut hat, mit dem wir wuchern müssen. Und es genügt nicht, ehrfürchtig und pflichtschuldig vor den Wunderwerken anerkannter Böchstleistuugen zu stehen und hilflos sie anzustarren bis man müde wird - oder sich durch die Scha~kammern unserer Museen führen St.Florian , Detai 1, Linz, Landesmuseum Christi. Kunstblätter, Linz Photo: G. Gugenbauer Lesender Apostel, Kefermarkter Altar Photo: G. Gugenbauer zu lassen, bis man das Schönste nicht mehr ansehen mag; vielmehr spiegelt die Gotik sich im Kleinsten noch, wie Gott in jedem Menschen : das ist ein Grundzug, der tausendmal bestätigt wird. Ein Abglanz höchster Meistersdiaft fällt auf das Unscheinbarste, wie es denn das unerreichbare Glück der Gotik war, dafl man nur bei Meistern lernte : es gab keine Pfuscher; derselbe Sinn für Qualittit, dieselbe höd1ste Ehrlichkeit des Handwerks durchdringt alle Schöpfungen der Gotik. Die ,,Bauliütte" überwacMe Hunderte von Bauten: ein g e is t i g e s Unternehmertum, das den kompliziertesten Syndikaten des modernen Ständestaates mindestens ebenbürtig ist. Die

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