Gmunden - Festführer, Pfingsten 1928

Altertum als heilig angesehenen Kreuz- oder Krumm- schnabel, von denen die Sage geht, daß sie Jesus am Kreuze die Nägel ausziehen wollten und seit dieser Zeit der: übereinandergebogenen Schnabel haben. Auch heute herrscht in den Alpenlündern noch der Glaube, daß irr einem Hanse, wo ein Kreuzschnabel gepflegt wird, kein Blitz einschlägt. Außer den Schna- beln werden auch noch Gimpel, Zeisige und Stieglitze gefangen. Zu Ende der Fangzeit, das ist Mitte November, findet die berühmte Bogelansstellung statt, in welcher dann die schönsten Bögel prämiiert werden. Die Vögel werden über den Winter behalten und im Frühjahre bis auf die Lockvögel wieder Schwäne unä bläßhuhner vor äem Gmunäner Nathausplatz. frei gelassen. Der Ebenseer Vogelfänger ist ein besonderer Freund seiner gefangenen Vögel und ist ihm keine Mühe zu groß und kein Weg zu weit, um für seine Lieblinge aus dem Gebirge die schönsten Tannenzapfen zu holen. In der Frühe, vor Arbeitsbeginn, ist seine erste Sorge seine Vögel und ist es auch nur dieser sorgsamen Pflege zuzufchreiben, daß so mancher Kreuzschnabel in der Gefangenschaft ein Alter von 20 Jahren erreichte, während er in der Freiheit nur 6 Jahre alt wird. Im Winter gehen die gefangenen Vögel dem Vogelfänger über alles und mit der Schneeschmelze nimmt er von ihnen Abschied und gibt ihnen freudigen Herzens wieder die ersehnte goldene Freiheit. Der Ebenseer ist kein Feind, sondern ein Freund der im Winter armen Vögel. — 18 —

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