Garsten 1959

I n Garsten - und das ist ein weiteres ehrenvolles Zeugnis - erfolgt in Architektur, Plastik und Malerei die Obergabe in deut­ sche Hand. Bedeutsam ist die frühe Zuweisung von Gro�flächen an die Grabenberger im Kirchengewölbe, an Reselleld in dem schon illusionistisch ausgemalten Spiegelgewölbe des Treppenhauses. Hier am Saalbau erkennt Prandtauer als neue Barockaufgabe das öffnen des bisher streng abgeschlossenen Klosterbezirkes gegen die Landschaft hin. Er formt die Westfront als Gartenfassade mit zwei flankierenden Pavillons, Springbrunnen und gro�er Hainbu­ chenallee, die er bis an den Berghang führt und dort mit der Kreuzkapelle abschlie�I. Wiederholt in der Geschichte waren die Klöster in Zeilen allge­ meiner Ve.rwüslung und Verarmung die Oasen, in die sich die Lie­ be zur Kunst zurückzog, um in besseren Zeilen wieder einen Sie­ geszug nach au�en anzutreten. So wird auch in Garsten eine Aus­ strahlung in doppelter Hinsicht wirksam. Alle Pfarren, die zu Gar­ sten gehören, nehmen geradezu stürmisch an der barocken Er­ neuerung teil und werden dabei meist von den im Stift tätigen Künstlern beliefert; andrerseits verwerten die aus Garsten nach an­ deren Klöstern postulierten Äbte ihre hier gemachten Erfahrungen. . So hat z. B. Alexander a Lac u vor dem durch Fr. Silva am Gunlher­ leich in Kremsmünster erbauten Fischhalter durch den gleichen Meister einen solchen in Garsten errichten lassen. Und Anion I I. Spindler wagt sich nach der ersten Barockisierung in Garsten an den Neubau der Schottenkirche in Wien. Garsten besa� einst eine, wenn auch nicht umfangreiche, so doch tüchtige mittelalterliche Schreibstube : Die Linzer Studienbibliothek bewahrt daraus noch einige wertvolle Werke. Das Gaflenzer Missa­ le mit hervorragenden Federzeichnungen, 1 . Viertel des 1 3. Jh.; vier Evangelienkommenlare mit Einbänden von prachtvoller Farbig­ keit, nebst anderen Werken vor 1 330 von Frater Johannes geschrie­ ben; ein kostbares Missale von 1 437, das Frater Thomas mit über 40 prächtigen Miniaturen und einem frühen Holzschnitt geschmückt hat etc. I n gleicher Weise hat Garsten auch in der Barockzeit eine Reihe namhafter Künstler ganz an sich gebunden. So neben Spind­ ler den Laienbruder Michael Obermüller, neben Rillinger den jün­ geren Hans Spindler, der viel für die Garslner Pfarren arbeitet; desgleichen Pokorny, dessen reiches Orgelgehäuse 1 787 in die Mi­ chaelerkirche nach Steyr kam. Neben Reselleld war als Hofmaler 53

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