Garsten 1959

2. RAUMGESTALTUMG Die Stiftskirche, seil der Klosteraufhebung 1787 Pfarrkirche, ist ein typischer Carlonebau, Abschlu� der von 1631 an (St. Michael in Steyr) bis gegen 1690 das österreichische Gebiet beherrschenden Bauform, die durch geraden Chorabschlu�, Weglassen des Quer­ schiffes und Vorsetzen von zwei Fassadenlürmen, das Vorbild der lonnenüberwölblen Wandpfeilerkirche SI. Michael in München ab­ wandelt. Unmittelbares Vorbild ist die Jesuilenkirche in Linz (1669- 1678). Garsten zeigt eine der bedeutendsten Leistungen des öster­ reichischen Barock in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Aus­ ma�e der Kirche : Länge 47 m, Breite 23 m, Höhe 22 m. Ä u � e r e s : Die Westfassade ist zweigeschossig, von zwei drei­ geschossigen Türmen (H. 72 m) mit gedrückter Kuppel und Laterne flankiert. Im Hauplgescho� korinthische Kolossalpilasler, im Ober­ gescho� Kompositkapitelle. Das Hauptgebälk, von P i e I r o F r a n - c e s c o C a r I o n e mit gro�er Hohlkehle geplant (vergl. Jesuilen­ kirche in Linz}, wurde von C a r I o A n I o n i o C a r I o n e, der seinem Vater ab 1680 als Baumeister folgte, in reicherem Profil ausgebildet. Die Nischenfiguren aus Eggenburger Sandstein stam­ men von M a r i a n R i 1 1 i n g e r : ober dem 1687 vollendeten Tor der hl. Berthold, im Obergescho� das Stiflerpaar Olakar und Elisa­ beth, als Giebelfigur Maria Immaculata. Die Schauseite ist von im­ posanter, noch nicht gefühlsbetonter Wirkung und bietet das schön­ ste Muster des geradlinigen Fassadenbaues im lande. Neben den Türmen ist vor allem die nördliche Seilenfassade mit dem gewaltigen, über dem Presbyterium eingezogenen und über Sakristei und Sommerchor abgelrepplem Dach bestimmend für das Ortsbild von Garsten. Ein kleiner Dachreiter mit Laterne und Zwie­ bel birgt die Wandlungsglocke. 1 n n e r e s : Der weile, verhällnis­ mä�ig kurze Raum, lenkt durch die Kulissenwirkung der Pfeiler den Blick auf den Hochaltar als dominierendes Zentrum. Das Langhaus hat 4 Joche und wird beiderseits von 3 Kapellen mit darüberliegen­ den Emporen begleitet. Das Westjoch birgt die zwischen die Türme eingespannte, dreiachsige Musikempore. Das zweijochige Presby­ terium mit geradem C-horabschlu� ist gegenüber dem Langhaus etwas eingezogen. Die Halbkreis-Gewölbetonne ruht auf korinthi­ schen Kolossalpilaslern und öffnet sich mit Stichkappen in die Quertonnen der Emporen. Das Hauptgebälk läuft in diese Emporen hinein. Die Joche werden auch im Gewölbe durch starke Gurte 38

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