Garsten 1959

Reilner-Häuser bei Christkindl), Schwamming, Wolfschweng (Bauern­ haus in Aschach a. d. Steyr) und Tinsting sind zur Tauf-, d. h. in diesem Falle auch Pfarrkirche, Sierning zehenlpflichlig. Diese Anordnung informiert uns über die Zustände im 1 0. Jahrhundert. Es bestand also Veranlassung, die kirchliche Abhängigkeit von Sier­ ning infolge gewisser Verselbsländigungslendenzen nochmals klar festzulegen. Gleichzeitig erfahren wir, welche Ortschaften damals bereits besiedelt waren und zur Ordnung gerufen werden mu�ten. Es ist aber auf die Dauer nicht möglich, mit Gewalt den natür­ lichen Verlauf der Entwicklung aufzuhalten. Dies zeigte sich auch in unserem Fall. Einige Jahrzehnte später hafte nämlich Garsten doch bereits die Unabhängigkeit von Sierning durchgesetzt. Es wurde ebenso wie die Mutterpfarre unmittelbar dem Passauer Bis­ tum als Eigenkirche einverleibt, d. h. also, da� nach damaligem Rechtsbegriff der Bischof ohne Dazwischentreten eines anderen Grundherrn oder Landesfürsten den Pfarrer ein- und absetzen konnte. In Sierning stand ein Gotteshaus . zu Ehren des heiligen Erzmartyrers Slephanus, dem ja bekanntlich auch der Passauer Dom geweiht ist und dessen Verehrung von Passau aus die Donau ent­ lang bis SI. Stephan in Wien vorangelragen wurde. In der neuen Passauer Pfarre Garsten wurde nun ein wohl höl­ zernes Gotteshaus zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers erbaut. Dieser Umstand bringt klar zum Ausdruck, da� in der Kirche zu Garsten 1 auch schon getauft wurde, sich also bereits eine ge­ wisse Unabl\ängigkeil durchgesetzt hafte. Als 2. Patron wurde un­ serer Kirche der Schutzheilige der Mutterpfarre Sierning und des bischöflichen Eigenkirchenherrn von Passau selbst beigegeben. Dieses Gotteshaus zu Ehren Johannes des Täufers und Stephans des Erzmarlyrers war d ie ursprüngliche Pfarrkirche von Garsten. Sie stand auf jenem Gelände, das heute zum Pfarrhofgarten, bzw. vor kurzem errichteten Pfarrheim gehört. Auf die Grundfesten dieser Kirche ist man unlängst geslo�en, freilich eine nähere Untersuchung ist bei dieser Gelegenheit nicht erfolgt. Alle Wirrnisse der Zeilen überstand das Gotteshaus; verschiedene Stilrichtungen, darunter sehr gewalttätige wie Gotik und Barock hat sie über sich ergehen lassen. Vielfach wurde sie mit den aus der Klosterkirche entfernten .altmodischen" Altären und Ausstattungs­ geräten beglückt, bis sie im Zuge der josephinischen Reform ver­ kauft und schlie�lich 1 793 abgerissen wurde. Ihre Einrichtung wan­ derte in Depots. Der ehemalige Hochaltar, der zuvor die Stiftskirche geziert halte und aus dem Jahre 1 623 stammt, mit seinen teilweise vorzüglichen Bildwerken von Hans Spindler, sieht heute in der Spilalskirche zu _ Eferd i ng . 25

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