Garsten 1959

Wozu so viele Leute? Nun, das Stift halle einen langen Arm, der weil reichte, und der Prälat war ein mächtiger Herr. Garsten halle im ganzen über 1300 Untertanen, die in Ober- und Nieder­ österreich sowie in der Steiermark se�hafl waren und ihre Zahlun­ gen nach Garsten leisteten. Der Abt war zugleich Notar, Bezirks­ richter, Bürgermeister und vieles andere. Diese Aufgaben waren den Angestellten übertragen, daher mu�len auch für die vielen Leute Wohnungen beschafft werden. Das Stift besa� au�er dem Klostergebäude noch folgende Häu­ ser : Die Hoftaverne Nr. 2, das Spilalsgebäude Nr. 7, das Konvenl­ dienerhäusl Nr. 8, das Schulmeislerhäusl Nr. 10, das Waschhäusl, auch Fegefeuerhäusl genannt, Nr. 12, das Altislenhaus Nr. 13, Hof­ schreiberhaus Nr. 14, Hofamlmannhaus Nr. 15 (heule Gemeindeamt}, Hofmühle Nr. 16, die allerdings später verkauft wurde, Gartenhaus Nr. 18 (später Kanzleischreiberhaus), Maierhof Nr. 19 (heule Mol­ kereigebäude}, Bildhauerhäusl Nr. 20, Herrenaigen- oder Jägerhaus Nr. 43, Calcanlenhäusl beim Bach Nr. 51 (für den Orgelaufzieher}, ferne!' das Haus in Buchholz Nr. 6 (Hochhaus, Spital) und schlie�lich das Hofkaslnerhaus in Sarning Nr. 1 4. Der Kirche gehörten das Tolengräberhäusl Nr. 9 und das Mesner­ haus Nr. 1 7. Auch auswärts waren Garslnerleule beschäftigt. Als das gro�e Gebi�t westlich Freistadt ans Kloster kam, mu�le gerodet werden. Zwar ist nichts Schriftliches verbürg!, aber es werden Leute von hier dori' eingesetzt worden sein. Beträchtlicher Besitz wurde im Waldviertel ans Kloster übergeben. Das Dorf Gastern und der Ort Münichreul mu�len kultiviert werden. 1 722 kam Gastern vom Klo­ ster weg, die Güter bei Freistadt allerdings schon viel früher. Eine unverbürgte Sage wei� zu melden, da� im Waldviertel Ober­ österreicher als Kolonisten tätig waren. Es kann angenommen wer­ den, da� diese von Garsten waren. Um Weistrach waren viele Häuser unter Garsten, in der Wachau mehrere Weingärten, ebenso auf Wiener Boden. Da gab es all­ jährlich eine frohe Weinlesefahrt auf Schiffen oder Flössen und immer mu�len Garslner dabei sein als Lösmeisler mit ihren Ge­ hilfen. Die Hofmeister zu Nu�dorf, Sievering und Krems · waren allerdings meist dort ansässige Leute. Die Berichte in den Archiven schildern in anschaulicher Weise die Fahr! enns- und donauabwärts und die Heimfahrt mit vollen Fässern. Ein Bild zeigt den Anländeplalz für die Fahrzeuge, wenn sie von Wien heraufkamen und durchs Was­ sertor die Waren abluden. 16

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