Garsten 1959

des gleichen Geschlechtes. Von diesen Bauerngeschlechtern wan­ derten ein Jahrhundert später Abkömmlinge in das Mühlviertel und Waldviertel und bebauten diese Länder. Wenn man von der Anhöhe in Buchholz einen Blick auf Garsten wirfi, begreift man, warum hier,. zwischen der Mündung des Gar­ slenerbaches und dem gro�en Ennsknie eine Gottessiedlung (Pfarr­ kirche) entstand. Geschützt gegen Norden durch den Querriegel des Buchholzes, der die Enns beinahe in die entgegengesetzte Rich­ tung drängt und die rauhen Nordwinde abhält, und gegen Süden abgesperd durch den Garstenerbach, also nur offen gegen- die Burg der damaligen Herren und Beschützer in Steyr, der mächtigen Otokare, war hier der Platz für ein Kloster gegeben. Wir wandern nun, von Steyr kommend, nach Sarning, ehemals Sarninggassen und noch früher Sabinicha gehei�en. Nach 0ber­ querung der Steyrtalbahn fällt die Slra�e steil ab. Hier treten manche Häuser eng an die Stra�e heran. Am Ende des Berges begegnen wir rechter Hand dem alten Kastneramt. Dieses ehemals zum Stift gehörige Hofkaslnerhaus wurde 1604 erbaut und später als Armenhaus verwendet. Die Fensterverzierungen stammen aus der Biedermeierzeit. Unter dem Verputz befinden sich alle Dra­ chen-Sgraffitos. Neben dem Hofkaslnerhaus steht die Denksäule des Peter Kalzinger, ein Bildstock aus 1507, mit zwei guten spät­ gotischen Reliefs. Angeblich soll diese Säule bei der ehemaligen Pfarrkirche gestanden sein. Leider isf der Ort Garsten durch den Bahn­ damm in unschöner Weise in zwei Hälften geteilt. Durch eine Unter­ führung kommen wir zum eigentlichen Ortskern mit dem ehern. Stift. Sowohl de1· Stich von Merian aus dem Jahre 1650 als auch die um das Jahr 1780 angefertigte Ansicht zeigen, da� die Stra�e hier von einer mächtigen Buchenallee begrenzt war, die auch im Lagebuch eigens erwähnt ist. Bevor wir uns dem ehemaligen Benediktiner­ kloster zuwenden, wollen wir uns auf dem Ortsplatz etwas um­ sehen. Hier sieht zur rechten Hand der dreigiebelige Gasthof Mör­ tenhuber, vormals Haslinger, die ehemalige Klostertaverne mit Fleischbank, die neben dem Kloster das bedeutendste Bauwerk darstellt und 1790 mit 4000 fl bewertet wurde. Schon frühzeitig, und zwar bald nach der Errichtung des Klosters und vo,· allem nach dem Heimgang des HI. Abtes Berthold wurde daran gedacht, neben dem Stiftslore eine Herberge für Pilger und Fremde zu errichten. Diese spätere Hoftaverne wurde ursprünglich durch das Kloster verpachtet und ging 1714 in Privatbesitz über. Das Gästebuch, eine Einrichtung also, die es schon damals gab, verzeichne} recht interessante Beherbergungen. So kehrten zwischen 1610 und 1650 ein: .zween frembde Priester, ein Lakai mit 2 Fal­ ken, ein französischer Koch mit seinem Weibe, drei Jesuiten, ein 12

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