Die Stiftskirche von Garsten

1082 übergibt Otakar I. an Bischof Al tmann von Passau die Pfarre Behamberg und erhält dafür die Pfarre Garsten 2 ). Als Eigenkirchherr errichtet er dann in Garsten ein Kanonikerstift. Die Gemeinschaft steht unter der Leitung eines Propstes Eberhard, der eine Regel für die vita communis verfaßt 3 ). Die Stiftung steht unter Einfluß der Reformbewegung, die für die Benediktiner von Gorze in Lothringen als Junggorzer Reform ausgeht. Sie erfaßt Alt- und Neugründungen, von denen hier nur die nächstgelegenen genannt sein sollen, weil sie in den Einflußbereich der Otakare fallen: Kremsmünster, 1082 durch den hl. Altmann geweiht, und Lambach, 1089 durch Altmann und den hl. Adalbero, Bischof von Würzburg, gemeinsam geweiht. Otakar von Steyr erhält die Vogtei über Kremsmünster und als Blutsverwandter der Wels-Lambacher, deren letzter Vertreter Bischof Adalbero war, nach dessen Tode auch die über Lambach. Otakar steht im Investiturstreit so wie Adalbero und Alt ­ mann klar auf Seiten der päpstlichen Partei, an die sich um diese Zeit auch der Baben ­ berger Leopold von Österreich anschließt 4 ). 1107 verwandelt Otakar II. die junge Gründung Garsten in ein Benediktiner ­ stift 5 ). Unmittelbaren Anlaß bietet seine Verärgerung über den tragischen Tod einiger Garstner Herren, die beim Baden in der Enns ertranken. Durch die Vermittlung seines Schwagers Leopold des Heiligen von Österreich erreicht er in Göttweig die Entsendung von Mönchen, die unter der Führung eines Priors Wirnt, des späteren Abtes von Formbach am Inn, stehen 6 ). 1111 wird der hl. Berthold, der von St. Blasien im Schwarzwald nach Göttweig gekommen und dort Prior geworden war, erster Abt von Garsten 7 ). Die Wahl wird durch Otakar II. und den Konvent von Garsten vorgenommen 8 ). Für Otakar mag die Verwandtschaft Bertholds zu den Babenbergern bestimmend gewesen sein 0 ). Die Mönche leben monastisch zurückgezogen, doch betont der hl. Berthold auch stark die Seelsorge nach außen. Die nichtstudierten „fratres barbati et illiterati “ obliegen der Handarbeit 10 ), auch der Rodungstätigkeit im Enns- und Steyrtal, wo sich neue Kirchensiedlungen entwickeln. Noch unter Berthold kann sich Garsten voll entfalten. Es laufen zahlreiche Stiftungen ein, teils als reine Schenkung, teils mit einer zweck- bestimmten Widmung. Garsten ist als Benediktinerstift von Anfang an Reformkloster. Hat St. Blasien die Kluniazenserreform von Fruttuaria in Piemont übernommen, so gibt Garsten sie selber nun weiter und bekommt damit Einfluß auf das alte Kremsmünster, das junge Gleink und auf St. Lambrecht 11 ). In der Regierungszeit des hl. Berthold (1111 — 1142) finden wir in Garsten drei Gotteshäuser: 1. Die Stiftskirche, die mit dem Hochaltar der hl. Muttergottes geweiht ist 12 ). Beim Hochaltar befindet sich der Mönchschor. Am etwas abgeschiedenen Pctrusaltar liest St. Berthold meist seine Messe und hört neben diesem Altar die Beichte. Die Schönheit des Innern wird gerühmt 13 ). Der Raum hat noch kein Gewölbe, sondern eine flache Holzdecke 14 ). Die Erbauung dürfen wir um 1080 ansetzen. Um 1104 läßt Otakar II. im Chor seine Gemahlin Elisabeth bestatten 15 ). Im Gegensatz dazu ward er selber in der Laurentiuskirche begraben. 2. Die Laurentiuskirche oder Laurentiuskapelle 16 ). Ihre Errichtung fällt vor das Jahr 1122, in dem Otakar II. stirbt. Sie befindet sich im Hofe des Kreuzganges und wird bald begehrte Begräbnisstätte für Hochgestellte, die sich vor allem hier durch Stiftungen ein Eigen- oder Erbbegräbnis sichern. Die dazu nötige Begräbnis ­ freiheit erhielt Garsten schon 1179 durch Papst Alexander 17 ). Die Abte wurden im Kapitelsaal, die Mönche im Kreuzgang bestattet. 5

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2