Die Stiftskirche von Garsten

1939 W iederherstellung der völlig ausgetretenen Chorstiege. 1940 Automatisches Läutwerk von der Firma Herford. Bestellung einer neuen Orgel bei Wilhelm Zika, St. Florian. Sie wird unter schwierigsten Umständen während des Krieges vollendet und 1945 aufgestellt. 1946 Ausbesserung der bombengeschädigten Fenster. 1949 Turmrenovierung für 30.000 Schilling. 1950 Dachreparatur für 46.000 Schilling. 1952 7 neue Glocken von der Glockengießerei St. Florian, 78.000 Schilling. 1954 Sturmschäden am Kirchendach, Reparatur 6986 Schilling. 1958 Vollendung des Pfarrsaales vor dem Stiftseingang. Wiederherstellung der vielfach aus den Nähten gegangenen niederländischen Bildteppiche in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes. Ebendort Restaurierung des Vesperbildes, das dafür bis 1963 als Leihgabe im Belvedere in Wien bleibt. Restaurierung der Bilder des Bertholdi- und Bencdiktaltares. Daneben addieren sich kleinere Ausgaben für Instandhaltung oder Wiederherstellung zu gewaltigen Summen. Derzeit wird eine umfassende Außen- und Innenrenovierung der Kirche durch ­ geführt, zu der auch Diözese, Land und Bund eine dankenswerte Hilfe leisten. Die Bauarbeitensind der Firma Hamberger übertragen. Die Renovierung der Fassaden ­ plastiken führt Peter Dimmel durch, die Restaurierung des gewaltigen Hochaltares Frau Klothilde Rauch, Altmünster. Es ist zu hoffen, daß auch die Seitenaltäre in das Erneuerungsprogramm cinbezogen werden. Die Gesamtleitung hat als umsichtiger Bauführer Herr Dipl.-Architekt Kainz von der Diözesanfinanzkammer inne, der Baupolier ist Herr Staudenbauer. Die Kirche von Garsten wartet im Festkleid darauf, daß Berthold von Garsten zur Ehre der Altäre erhoben wird. Immer wieder ist es vor allem die Garstner Bevölkerung, die in Liebe zu ihrer Kirche und Pfarre zu größten Opfern bereit ist. Das ist alte Tradition. Als 1788 alle Häuser drüber der Enns ausgepfarrt werden sollten, wehrte man sich 4 Jahre dagegen. 1792 wurden die 12 Anführer in Steyr eingesperrt: „der ältere Schmidl, der Zellbauer, der Wihrt im Sand, der Schmid im Mühlbach, Klein Pühringer, Hueber, der Rausch, Buchberger, Rencckl in Mühlbach, Scharrer, Ober-Razinger und der Reuthueber. “ Man konnte ihren Willen nicht brechen und die Ortschaften Dambach, Mühlbach, Sand und Sonnberg blieben bei Garsten. Andere, wie der Unterstrasser, der Mayr b. d. Gärsten, der Schneider Heindl, der gescheidte Sauschneider, der Grippl, Lai ­ berger und der Mayr zu Grueb gingen nach Steyr und Linz, um die Orgel zu retten; vergeblich, weil Militär aufmarschierte, als sie am 5. Jänner 1788 weggeschafft wurde. Erbittert und nun auch erfolgreich wehrten sie sich, als am 13. Jänner 1793 der Kreis ­ hauptmann von Steyr die große Bertholdiglocke holen wollte, um daraus 6 Feuer ­ spritzen für Steyr zu gießen. Diese Glocke, 1707 von der Garstner Bevölkerung dem Abt Anselm zum 60. Geburtstag gespendet, hat zwei Weltkriege überstanden, und ihr tiefer Klang klingt heute noch wie aus alter Klosterzeit in die Gegenwart. Zusammenfassung Eine abschließende Würdigung soll noch einmal die künstlerische Bedeutung von Garsten hervorheben und klären. Das langsame und organische Wachstum von der Gründung bis zur Barockzeit ist nur noch Vergangenheit und Geschichte. Was aber dann ersteht, ist erhalten und ist Gegenwart. Garsten ist neben Kremsmünster das erste Stift Österreichs, das sich dem Barock erschließt. Die Stiftskirche erhält inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Krieges nach Modernisierung des Innenraumes ein großartiges Altarwerk. Die architektonischen 31

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