Die Stiftskirche von Garsten

Der letzte Prior, Pater Marian Kammerhofer, hatte nach der Aufhebung die Pfarre Garsten übernommen. Man hatte sich wiederholt und ernstlich bemüht, nach dem Tode Kaiser Josefs eine Wiedererrichtung des Benediktinerstiftes zu erreichen, immer vergebens. Als mit Hofdekret vom 20. 10. 1791 die Herrschaft Garsten zusammen mit Mondsee und Gleink dem Bischof der neu errichteten Diözese Linz als Dotationsgut zugesprochen wurde, war der Schlußstrich unter die lange und ruhmreiche Geschichte dieses alten Benediktinerstiftes gezogen. Dem Pfarrer Kammerhofer ging es so nahe, daß er resignierte und am 28. März 1792 von Garsten schied. Er fand freundliche Aufnahme in Göttweig, und so kehrte der letzte Prior von Garsten dorthin zurück, von wo einst, vor fast 700 Jahren, der erste Prior und der erste Abt nach Garsten gekommen waren. Am 24. Dezember 1802 richtete die Pfarrbevölkerung von Garsten an die Re ­ gierung die Bitte, das Stift wieder zu errichten. Das Gesuch blieb ohne Erfolg. Noch einmal leuchtete leise ein Hoffnungsstrahl auf, als Bischof Gregorius Thomas Ziegler, der selbst aus dem Benediktinerorden stammte, verschiedene Teile des Stiftsbaues zurückkaufte und vieles, das sich schon in sehr üblem Zustand befand, auf seine Kosten reparieren ließ, dies besonders aus Anlaß der 700-Jahr-Feier des Todes des hl. Berthold vom Jahre 1842 168 ). 1850 erw r arb das Ärar vom Bischof und verschiedenen Privat ­ besitzern die Baulichkeiten, um darin eine Strafanstalt einzurichten. Sie besteht bis heute. Durch sie hat Garsten eine neue, fast traurige Berühmtheit erlangt. Was nun für die Kunstgeschichte von Garsten noch folgt, ist das oft heroische Bemühen dieser Pfarre, das herrliche Gotteshaus zu erhalten und zu sichern. Das hat von den Garstnern oft große, aber gern gebrachte Opfer abverlangt. Über Garsten hinaus haben kirchliche und staatliche Stellen oftmals unterstützend eingegriffen. So erfolgen nun eine Reihe Restaurierungen, die einerseits dem baulichen Bestand, andererseits der Inneneinrichtung gelten. 1850 wird bei Staffelmeyers Witwe in Steyr eine Armenseelenglocke gegossen 16 *). 1860 wird das Kirchendach umgedeckt und der Südturm erhält eine neue Bedachung. Die Kosten betragen 4337 fl. Zugleich wird das Innere der Kirche entstaubt und das Gold der Altäre gereinigt. An Stelle der alten Orgel kommt eine neue zweiteilige aus der Hand des Krismannschülers Peter Hölzel, der in Garsten im Orgelbauerhaus, in Buchholz eine Orgel bauwerkstatt errichtet hat. Das Orgelgehäuse macht der Linzer Bildhauer Engelbert Westreicher. 1864 wird für 4809 fl. auch der Nordturm gedeckt und die Westfassade der Kirche renoviert. Der Religionsfond leistet dazu 4367 fl. 1893 wird abermals das Gewölbe der Kirche gereinigt, die .Arbeit wird vom Faßmaler Ferdinand Tonke in Steyr mit vier Arbeitern durchgeführt. Von Tonkc wird im gleichen Jahre auch die „Wunderbare Muttergottes “ unter Erhaltung der Fassung von Witt ­ mann restauriert. Bischof Doppelbauer läßt bei Rappel in Schwaz die Sockel für zwei große Reliquienkreuze des Hochaltares erneuern. Im Juli 1903 wird das Hochaltarbild der Losensteiner Kapelle durch Professor Weber restauriert. Zur Rettung der schon sehr schadhaften Gobelins im Presbyterium wird durch den Stahlschnittmeister Michael Blümelhuber in Steyr und durch Pfarrer Sigi eine Rettungsaktion eingeleitet. Am 27. 7. 1905 tritt eine Kommission zusammen, die die Restauricrungsarbeit an die Gobelinwerkstätte der Frau Hermine Bach in Wien überträgt 170 ). Als sehr schädlich hatte sich das Brechen der Behänge über den Pfeiler ­ kanten erwiesen. Ein Teil war durch Anlehnen eines Löschhorns verbrannt, ein anderer durch willkürliches .Aneinanderstückeln von sonst gut erhaltenen Teilen entstellt. Die Arbeiten werden durch drei Sommer im großen Chor ober der Sakristei durchgeführt. Der Staat gab eine Subvention von 3000 Kronen. Das Honorar für den 29

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