Die Stiftskirche von Garsten

Johann Wenzel Bergl in vier hintereinanderstehenden Kulissen eine große Schein ­ architektur für das Heilige Grab in der Losensteiner Kapelle. Er erhielt dafür 500 fl., die der Sakristan P. Martin Engst beisteuerte 109 ). 1780 wurde die Orgel durch Franz Xaver Krismann vervollkommnet. Dieser arbeitete auch an den Orgeln in Aschach^ Gaflenz und in der Steyrer Stadtpfarrkirche 160 ). Für den Hochaltar zu Garsten wurde 1768 ein großer Festtagsbaldachin aus rotem Samt mit einer Reihe von holzgeschnitzten, faltenraffenden Puttis angeschafft. Weiter wurde eine silberne Ampel mit 48 Pfund, ein silbernes Vortragskreuz, eine schlichte Monstranz und ein prächtiger Rokokokelch für 1500 fl. erworben 161 ). Dazu noch Fahnen, Prunkstangen, die schönen zwei Prozessionslaternen und eine Reihe von bemalten Brettfiguren für die Fronleichnamsprozession, darunter eine liebliche Maria als „Gute Hirtin “ . In ähnlicher Weise sorgte er für die auswärtigen Pfarren mit neuen Pfarrhöfen in Steinbach und St. Ulrich, Reparaturen an denen in Aschach, Gaflenz und St. Magdalena, neuen Schulgebäuden in Dambach, Mühlbach und St. Ulrich. Das alte schöne Hofkastnerhaus am Sämiger Berg wurde in ein Armenhaus umgewandelt 162 ). 1786 ließ er das Stiftstheater im Studentenkonvikt mit neuen Sze ­ nerien ausstatten. Das Spielerträgnis floß stets dem Armeninstitut zu. Schon schlugen aber die Wellen der Stiftsaufhebungen brandend über das Land, und bald nach dem am 17. Dezember 1786 erfolgten Tode Gordons, am 1. Mai 1787, erging auch das Aufhebungsdekret für Garsten. Sehr rasch erfolgten die Befehle über die Veräußerung der Realien und die Ablieferung von Kirchengerät. Dabei gingen kostbarste und künstlerisch wertvolle Stücke verloren, darunter die Prachtmonstranz und Pontifikal- tasse, das Geschenk der Stände an Abt Anselm 163 ). Einen Teil der Kelche und Para ­ menten überließ der Klosterstürmcr Eybel in einer Anwandlung von Güte den Kloster ­ pfarren. Die Gemälde der kleinen Galerie und die Türkenkriegsbilder des Saales gingen für 28 fl. an Wiener Tändler. Die Zwergfiguren des Ziergartens und anderes wurden verschleudert. Die Stiftskirche als Pfarrkirche Die Stiftskirche wurde zur Pfarrkirche erklärt und die alte Pfarrkirche für 400 fL an den Steyrer Gastwirt Johann Sailer auf Abbruch verkauft 164 ). Die Sommerprälatur wurde zum Pfarrhof erklärt, die übrigen Hauptteile des Stiftes wurden Kaserne, in die am 25. 8. 1787 das Regiment Esterhazi einrückte. Ein Teil der Bibliothek war in dreißig großen Kisten nach Linz verbracht worden, der Rest gelangte später mit dem Archiv nach Gleink. An die Hofbibliothek in Wien kamen 9 Pergamenthandschriften und 4 Wiegendrucke; ein umfangreicher Bestand, der über 100 Handschriften mit einer Reihe von prachtvoll illuminierten Stücken umfaßt, kam an die Linzer Studien ­ bibliothek 165 ). Entgegen dem Versprechen Eybels wurde vom 2. bis 5. Jänner 1788 unter mili ­ tärischer Bedeckung die große Garstner Orgel abgebrochen und in die Michaelerkirche nach Steyr gebracht. Garsten bekam dafür die dortige Orgel, die man in bitterer Ironie als „Dudelsack “ bezeichnete 166 ). Sie langte am 25. Februar ein, mußte aber auf Kosten von Garsten mit einem neuen Pedal und einigen Registern versehen werden: 1803 bekam sie abermals ein neues Pedal. Dieses kostete mit einigen anderen Repara ­ turen am Werke 600 fl. Die Orgel der alten Pfarrkirche und eine alte Glocke kamen am 14. November 1788 nach St. Ulrich. Sie trägt die Umschrift: DEUS. MARIA. A. D- M: CCC. XX.VIII. Eine kleinere Glocke kam am 25. November nach Goisern. Am 13. Jänner 1793 versuchte der Kreishauptmann von Steyr, die große Bertholdi- glocke nach Steyr zu bringen, um daraus Feuerspritzen gießen zu lassen. Wegen der drohenden Haltung der Garstner Bevölkerung mußte er aber davon Abstand nehmen 167 )^ 28

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