Die Stiftskirche von Garsten

1693 wurden „Wegen des Glosters incorporierter phahren und Kirchen in Kupfer zu stechen nach Augsburg bezahlt 264 fl. 1 b 4 “ . Es sind dies die schönen und topo ­ graphisch wertvollen Stiche der Garstner Pfarren, für die Reslfeld die Entwürfe geliefert hatte. Der Abt ließ davon über 600 Abzüge drucken 118 ). Um 1699 wurde Pokorny mit den Sakristeischränken fertig und bekam dafür 1000 fl. 119 ). Im Sommerchor wurde das alte Chorgestühl aufgestellt, das der Garstner Laienbruder Michael Obermüller 1633 vollendet hatte. Es paßte so gut, als wäre es für den neuen Raum geschaffen worden 120 ). Auf dem Musikchor stand vorerst noch die alte Orgel 121 ). Erst 1704 kam eine neue zur Aufstellung, die der Passauer Johann Ignaz Egedacher für 497 fl. 7 b 4 lieferte 122 ). Für das prächtige Schnitz ­ werk des großen, zweigeteilten Gehäuses bekam Pokorny 500 fl., die Vergoldung besorgte Johann Georg Staindorfer für 530 fl. 123 ). Die Rückwand hinter der Orgel erhielt ein großes Fresko, wohl von Carl v. Reslfeld, das die Befreiung Wiens darstellt, dazu zwei passende Seitenbilder. Es sind Kopien nach Stichen von R. de Hooghe. In der geräumigen Kirchengruft wurde als erster der Schöpfer der Kirche, Abt Roman Rauscher, beigesetzt. Sein Kupfersarg, zuvor in der Pfarrkirche neben dem Altar der Schmerzhaften Mutter bestattet, wurde am 20. Mai 1683 übertragen und kam neben den Grundstein zu stehen 124 ). Nachdem nun die Kirche so ziemlich vollendet war, richtete man auch über den Neubau der Losensteiner Kapelle. Den Anstoß dazu gab der Dompropst und Generalvikar von Passau, Franz Anton Graf von Losenstein, Titularbischof von Duccia. Dieser war nach dem Tode seines Neffen der letzte Sproß des bedeutenden Geschlech ­ tes 125 ). Um nun das Andenken daran wachzuhalten, versprach er dem Abte, die Erb ­ begräbnisstätte seiner Familie zu erneuern, und zwar in einer Form, daß sie sich gut zur Kirche füge. Er gab dazu in drei Raten zusammen 900 fl. und schenkte der Kapelle fortlaufend großes Interesse 128 ). Am 11. Oktober 1685 begann man die alte Kapelle abzutragen. Man bediente sich dabei eines Vorteiles „mit schraufen ncmblich. wodurch in wenig Tagen dises ganze alte gebäu man zu boden gebracht hat 127 ) “ . Den Bauplan hatte Carlo Antonio Car Ione entworfen, dem auch die Bauführung übertragen war 128 ). Dem Bauvertrag, geschlossen am 23. 11. 1685, fügte Abt Anselm die Genehmigung der Mehrkosten einer von ihm gewünschten Erweiterung bei. Carlantonio unterzeichnet sich dabei bescheiden als „Maurmeister 129 ) “ . Schon am 27. Oktober konnte man den ersten Stein zum Fundament legen. Mit Rücksicht auf Ablaßbedingungen über Ortsgleichheit wurde die Kapelle wieder am gleichen Ort erbaut, jedoch einige Schritte nach Westen verschoben, um sie in die Achse des Presbyteriumseinganges zu bringen. Das geht hervor aus einem Bericht, daß man unter einem Fenster eine große Menge von Knochen gefunden habe, die „an einem andern orth widerumben vergraben worden und dises zwar noch in der alten Capellen, so anitzt aber 3 oder 4 schritt von der Capellen sein wird dem Convent werts 130 ) “ . Der Bau schritt so rasch voran, daß man schon am 2. März 1686 das Zimmer ­ holz liefern konnte. Die Kapelle bekam über sich einen Saal, der anfänglich als Bib ­ liothek gedacht war, sich aber bald als zu klein dafür erwies. Man verlegte daher die Bibliothek in den neuen Prälaturtrait und machte 1701 diesen Raum zum Kapitelsaal. Er bekam dazu an der Südwand einen Altar und zu beiden Seiten ein Gestühl mit hoher Rückwand und mit separierten Stühlen für den Abt und Prior. Die Wände, Putten und Atlanten schnitzte Marian Rittinger, mit prachtvollem Rankenwerk 131 ). In das Gestühl wurden zwei Bildtafeln mit der Äbtereihe von Garsten eingefügt 132 ). 23

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