Die Stiftskirche von Garsten

schein nehmen und werde sich nicht sattsehen können. Die Namen der Künstler ’ 16 ), die Lindner nicht geläufig waren, kennen wir aus anderen Quellen: Baumeister Franz Silva aus Kremsmünster, Bildhauer Hans Spindler aus Weilheim in Oberbayern, Tischler Hans Schiele aus Weilheim in Oberbayern, Maler Jörg Scheible aus Weilheim in Oberbayern. Spindler hatte mit der Arbeit 1618 begonnen. Scheible brauchte mit drei Gehilfen ein Jahr zur Faßarbeit. Die Weihe des Hochaltares erfolgte am 18. Mai 1626 durch den Regensburger Weihbischof Otto Heinrich Ep. Almirensis. Von gleichen Händen entstanden 2 neue Seitenaltäre, die zu Seiten des Stiegenauf ­ ganges ins Presbyterium aufgestellt wurden: auf der Evangelienseite ein Kreuzaltar, gegenüber ein Altar der Schmerzhaften Mutter. Sie wurden vom Abt am 23. und 24. Mai 1630 geweiht, nachdem er schon am 16. Mai einen Altar Mariä Verkündigung geweiht hatte, in dem eine Verkündigungsgruppe von Spindler Aufnahme fand. Am 16. No ­ vember 1630 konsekrierte der Abt einen Bertholdaltar, dessen einfacher Aufbau in Tischform aus grauem Marmor heute als Kredenztisch im Presbyterium dient. Hans Spindler war nach den Zürn der tüchtigste Schnitzer im Lande, der über den Manierismus hinaus schon den Weg in einen frühen Barock fand. Von seinem Werk blieben der heutigen Stiftskirche erhalten: Kreuzigungsgruppe unter dem Musikchor über der Eingangstüre; Pieta beim Josefialtar, stehendes Christkind als Tabemakelaufsatz zur Weihnachtszeit, Grabchristus in der Kreuzkapellc beim Friedhof. Die anderen Figuren und Altarteile sind weit im Lande verstreut, Petrus und Paulus sind verschollen. 1633 vollendete der Laienbruder Michael Obermüller das mit manieristischem Dekor und Figuralschmuck überreich geschnitzte Chorgestühl, das heute den Chor der Jesuitenkirche in Linz (Alter Dom) schmückt 67 ). 1630 begann der Bau des neuen Konventtraktes an der Enns, ihm mußte 1635 die alte Abtei weichen. Der Neubau mit 3 Stockwerken und einer Länge von HO m war 1639 vollendet. Als Maurermeister arbeitet 1632 Peter Romada 68 ). Für die Enns ­ front schuf Hans Spindler zwei Kolossalstatuen der Muttergottes und des hl. Benedikt aus Eichenholz, derzeit Leihgaben im Landesmuseum in Linz. Abt An ton Spindler wurde 1642 zu den Schotten nach Wien postuliert, wo er sofort mit dem Neubau der Schottenkirche begann. Abt Roman Rauscher (1642 — 1683) errichtete um 1650 einen Offizialentrakt mit neuem Stiftseingang und davor den dreigiebeligen Bau der Stiftstaverne, heute Gasthof Mörtenhuber 6 *). Als Protektor der aus Frankreich vertriebenen und durch die Kaiserinwitwe Eleonore in Steyr eingeführten Cölestinerinnen gewährte er ihnen 1658 als Bestattungsort die geräumige Gruft in der Stiftskirche, bis sie selber eine Kirche bekämen. Die barocke Stiftskirche in Garsten 1677 — 1787 54 Jahre waren seit der letzten Restaurierung der alten Klosterkirche verflossen, als man im Mai 1676 daranging, das Innere neu zu färbeln: es wurden dazu hohe Gerüste aufgestellt. Am 4. Juni 1676 nahm Abt Roman in Steyr die Grundsteinlegung für die Kirche der Cölestinerinnen vor 70 ) und diese Handlung gab den unmittelbaren Anstoß für das, was am nächsten Tage in Garsten geschah. Da trat nämlich der Abt vor sein Kapitel und stellte es vor die Wahl, entweder die von Passau angetragene Pfarre Sierning zu erwerben oder an Stelle der alten, engen Klosterkirche einen großartigen Neubau zu errichten. Man entschied sich begeistert für den Neubau, und der Abt begann mit den Vorbereitungen. Er gewann als Baumeister Pietro Francesco Carlone, der in Linz am Neubau der Jesuiten ­ kirche tätig war. wie auch am Neubau der Cölestinerinnen in Steyr. 15

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