Die Stiftskirche von Garsten

Dann ließ er unter dem letzten Gewölbe, jedoch im Hauptschiff der Kirche,, einen sehr geräumigen Musikchor errichten, der nicht bloß für alles sehr geeignet ist, sondern auch wegen der ihn umschließenden Gewölbe den Gesang der Sänger außer ­ ordentlich verstärkt, so daß, wenn auf ihm nur vier oder fünf Sänger singen, der Wider ­ hall mächtiger ist als in der Stadtpfarrkirchc mit 15 oder 20 Sängern. Von der Seiten ­ wand gegen den Chor heraus erhebt sich die neue Orgel. Sie wurde von einem tüch ­ tigen Fachmann in Steyr mit großen Kosten hergestellt und auf einen so bequemen und passenden Platz gesetzt, daß alle Sänger, wenn sie sich um sie gruppieren oder in der Mitte des Chores stehen, ohne jede Schwierigkeit und Unordnung zu ihrer Begleitung singen können. Auch für den Predigtstuhl wurde ein anderer, passender Platz gewählt. Alle drei Schiffe der ganzen Kirche — das mittlere ist etwas höher als die zwei seitlichen — wurden von einem Maler mit schwarzer Ziermalerei versehen, die jeder Besucher bewundert und entzückend findet. Auch der große Altar wurde entfernt und vorderhand auf der marmornen Mensa ein schöner Tabernakel errichtet zur Aufbewahrung des Allerheiligsten, später sollten drei der hervorragendsten Künstler: ein Bildhauer, ein Kunsttischler und ein Maler einen neuen, sehr schönen bauen, wie man später, beim Jahre 1620, lesen wird. In der Mitte des Gotteshauses, bei der Kanzel, wurde eine Anzahl kunstvoll und sorgfältig ausgeführter Kirchenstühle für Männer und Frauen aufgestellt. Aus den Flügeln des Hochaltares, die sehr schön vergoldet und gefaßt wurden, erhielten die anderen kleineren Altäre, die an verschiedenen Stellen der Kirche bei den Pfeilern aufgestellt wurden, so prächtigen Schmuck, daß sie alle wie neu erschienen. Auch das Pflaster der Kirche wurde überall gleichmäßig geebnet und beim Hochaltar- hinter dem Speisgitter mit weißem Marmor verziert. Die Sakristei wurde, weil viel zu klein, abgetragen und auf den Platz des Kapitel ­ saales verlegt, wo die meisten Äbte beigesetzt sind. Mehrere große Grabplatten wurden gehoben und die Steinmetze meißelten daraus viele schöne Werkstücke. Damit aber das Andenken der dort bestatteten Äbte nicht ganz verlorengehe, wurden die Namen von allen auf einer Tafel aus rotem Marmor verzeichnet und diese in den oberen Teil der Mauer eingelassen. Endlich wurde vom Dormitorium der Brüder bis zum Chor ein geräumiger lichter Korridor erbaut. Gut schließende, breite Fenster schützen vor Regen, Kälte. Schnee und Wind. Die Vorhalle der Kirche, die alles andere als schön war, wurde ebenfalls abge ­ brochen und an ihrer Stelle eine neue in prächtiger Ausstattung errichtet. Der Abt konnte aus seiner Abtei direkt in den Chor oder in das Kirchenschiff gelangen, so praktisch war alles eingerichtet. Rechts der Kirche befindet sich eine alte, profanierte Kapelle, in der die Herren von Losenstein ihre Gruft haben. Auch diese wollte der Abt niederreißen, doch nahm er davon Abstand, um nicht etwa mit den Losensteinern in Streit zu kommen. Sie ist aber nun, da in ihr einige Beichtstühle aufgestellt wurden, frei zugänglich. Alle diese Arbeiten wurden größtenteils in diesem Sommer begonnen und auch vollendet, so daß noch vor Wintereinbruch alle gottesdienstlichen Ver ­ richtungen wieder in der Klosterkirche aufgenommen werden konnten. “ So der Baubericht Lindners. Leider hat der Chronist mit der Ankündigung einer späteren Beschreibung des Hochaltares nicht Wort gehalten. Er bringt nur noch die kurze Notiz, daß der Altar Ende Oktober 1621 zur Aufstellung kam. Die hervor ­ ragendsten Statuen seien die der Mutter Gottes, der hl. Katharina und der hl. Barbara^ der hl. Apostel Petrus und Paulus und anderer mehr. Jeder könne ihn selber in Augen ­ 14

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