Die Stiftskirche von Garsten

Abt Georg II. Lochmayr (1568 — 1574) ließ die Stiftskirche renovieren und mit Bildern ausmalen. Auch das Chorgestühl wurde restauriert. Im übrigen war er unfähig und wurde vom Kaiser abgesetzt. Mit Johann I. Spindler (1574 — 1589) setzte die katholische Wiederbelebung ein. Unter ihm wurde ein äußeres Stiftstor in Renaissanceformen errichtet. Alexander a Lacu (1600 — 1601) begann den Bau eines Lusthauses im Konvent ­ garten und eines Fischbehälters, wie er ihn dann ähnlich in Kremsmünster beim Guntherteich errichtete. Für die Stiftskirche erwarb er eine neue Orgel 62 ). Johann Wilhelm Heller (1601 — 1613) zog sich einen kaiserlichen Tadel zu, als er diese Bauten vollendete. 1604 errichtete er das Hochhaus im nahgelegenen Buchholz. Im Kreuzgang ließ er die Fenster mit blankem Glas verglasen, doch wurden die noch brauchbaren Reste der alten Glasgemälde in die Fenster eingesetzt. Die Gewölbe wurden durch Thobias Mayr und Hofschreiber Raphael Schelhorn mit Rankenwerk ausgemalt 63 ). 1603 arbeiteten an der Abbatie der Baumeister Franz Silva und der Steinmetz An ton Paar, beide aus Kremsmünster; Lorenz Schäbinger, Steinmetz in Linz, lieferte für den Springbrunnen im Hofgarten eine Brunnenschale. Weiter waren be ­ schäftigt der Bildschnitzer Leonhard Aman und der Tischler Wolf Tonner, beide von Steyr, dazu der Glaserer Chr. Luttring. Sie schufen eine Prälatenempore in der Stiftskirche. Der Abt wählte sich in der Stiftskirche eine Begräbnisstätte und errichtete dort einen Altar zu Ehren der Heiligen Johannes Bapt., Georg und Christophorus. 1603 bezog man aus Passau eine Infel, der Seidensticker Karl Hansherger und der Perlenhefter Julius Stadler bekamen 37 bzw. 40 fl. Goldarbeiten lieferten die Goldschmiede Hans Fäble aus Linz und Nik. Hönig aus Steyr. Der Glockenturm erhielt eine neue Uhr vom Uhrmacher in Weyer, die alte wurde auf den Pfarrturm versetzt. Der Barbara- und der Leonhardaltar der Pfarrkirche bekamen neue Altar ­ bilder. In der Stiftskirche errichtete er einen Altar zu Ehren Johannes des Täufers, geweiht 1610 durch Weihbischof Johannes von Passau. 1612 erhielt der Abt zum Namenstag vom Konvent ein Bild des hl. Berthold, umgeben von kleineren Szenen aus der Vita Bertholdi 64 ). Das etwas derbe, aber interessante Werk ist heute in der Sakristei. Häufig wurden in Garsten und Steyr Passionsspiele, auch Komödien auf ­ geführt. Im Organisten und Komponisten P. Sebastian Ertl, der früher als Soldat gegen die Türken gezogen war. besaß man eine wertvolle Kraft. Alles war in neuer Blüte, da begann 1618 der große böhmische Aufstand. 1626 wurde Garsten im Bauern ­ aufstand zweimal geplündert. Umbau und frühbarocke Einrichtung 1616 — 1626 Abt Anton II. Spindler (1613 — 1642) unternahm trotz der Unruhen und ständigen Gefahren inmitten des Dreißigjährigen Krieges eine umfassende Restau ­ rierung der Stiftskirche. Nach dem gewaltigen geistigen Umbruch drang die erste Welle eines frühen Barock von Bayern herein, der die meisten Denkmäler der Ver ­ gangenheit zum Opfer fielen. Besonders muß der Verlust des alten Hochaltares be ­ dauert werden. Er enthielt in den spätgotischen Flügeln Szenen aus dem Leben des hl. Berthold. Da ein Baubericht des Steyrer Schulmeisters Wolfgang Lindner 65 ) Vorgang und Beweggründe anschaulich schildert, sei er hier auszugsweise in deutscher Über ­ tragung wiedergegeben: „In diesem Jahre (1616) unternahm der hwste. Herr Abt gleich mit Beginn des Frühlings das lobenswerte, ewig denkwürdige Werk und führte es im Verlauf des Sommers getreulich zu Ende. Mit Beibehaltung der Hauptmauern, Wände und Ge ­ 12

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