Die Stiftskirche von Garsten

(erscheint in einer Urkunde von 1333 UBVI, S. 111) und Friedericus cellarius, 1366 ge ­ nannt. Diese Chronik ist nicht mehr erhalten 46 ). Ein Alram von Garsten tritt neben dem Kürnberger und Dietmar von Aist als früher Minnesänger auf und gehört wohl wie diese in den Ministerialenkreis Otakars 47 ). Als Abt Otto 1333 starb, wurde ihm ein schlichter ornamentaler Rot ­ marmorstein gesetzt. Es ist der einzige, der uns von allen Abtgrabsteinen erhalten blieb und dies auch nur deshalb, weil er später als Altarplatte diente. Noch 1333, jedoch schon unter Abt Heinrich, fand die Konsekration der Stiftskirche wohl durch Bischof Albert von Passau statt 48 ). Abt Michael erhob 1347 die Gebeine der Stifter Otakar und Elisabeth und vereinigte sie in einem gemeinsamen Hochgrab 49 ). Es wurde mit einer figuralen Platte bedeckt. Diese Tumbaplatte zeigt das Liegebild des Mark ­ grafen mit Kirchenmodell, Schwert und Schild. Das W erk entstand um 1330 für das Hochgrab Otakars in der Laurentiuskapclle. 1677 befand sich das Doppelgrab beim Kreuzaltar an der Evangeiienseite der alten Stiftskirche, heute ist es in einer Nische beim Benediktaltar. Die Plastik ist durch eine schlechte Fassung entstellt, aber kein zurückgebliebenes Werk. Das Material ist Sandstein. Aus kostbarem Marmor wurde von gleicher Hand und zu gleicher Zeit, also um 1330, das Liegebild für das Hochgrab des hl. Berthold geschaffen, das sich heute in einer Nische beim Bertholdialtar befindet. Es zeigt den Heiligen in gotischer Kasel, mit Abtstab und Regelbuch. Zu den zwei Grabplatten reiht sich als drittes Stück eine auch lebensgroße Sandsteinplastik einer sitzenden Anna-Selbdritt. Sie stammt von dem um 1340 erwähnten Annaaltar und befindet sich heute am Annaaltar im Sakristeigang. Die Figur zeigt einige spätere Ergänzungen und kommt am derzeitigen Aufstellungsort nicht zu ihrer Wirkung. Diese Werke machen uns den Chronistenbericht begreiflich, Abt Otto habe die Kirche mit außerordentlichem Schmuck (cum eximio decore) versehen 50 ). Sie entstammen einer Werkstatt, die Peter von Baldaß in St. Florian lokalisiert und als St.-Florianer Ritterwerkstatt benennt 51 ). Der Name ist insofern irreführend, als es sich bei den zwei hervorragenden Holzplastiken aus gleicher Hand in der Stiftssammlung nicht um Ritter, sondern um den hl. Florian handelt. Der Meister erstrebt in diesen Heiligen und Stiftern noch nicht das Porträt, aber gewiß ritterliche Frömmigkeit. In der nachfolgenden Zeit wurden die hohen Herren oft sehr unritterlich. Wieder ­ holt hören wir von herzoglichen Erlässen gegen die Übergriffe der Vögte 52 ). 1371 kam eines Tages spät Hartneid von Losenstein mit großem Gefolge in das Gästehaus. Da er sich nicht freundlich genug aufgenommen glaubte, ließ er den Stiftsmeierhof niederbrennen und verhinderte die Löscharbeit. Erst durch mehrmaliges Einschreiten von höherer Seite war er zu einer Entschädigung bereit 53 ). So war man denn auch für die 1389 vom Herzog verliehene Befreiung von der schweren Gastgeberpflicht dankbar 54 ). Abt Thomas Rantsch (1434 — 1442) reiste zum Basler Konzil und erhielt die Bewilligung zur Verwendung von Notaltären, falls ein Kirchenbau dies nötig mache 55 ). Es gab zu dieser Zeit Bauarbeiten in Kapitelsaal, Kreuzgang und Pfarrkirche 56 ). Abt Friedrich II. (1442 — 1444), zuvor Pfarrer in Steyr, gewann für den 1443 begonnenen Neubau der Pfarrkirche in Steyr Hans Puchs bäum von der Bauhütte zu St. Stephan in Wien. Die in Steyr eingerichtete Viertellade war auch über das engere Gebiet hinaus tätig (vgl. St. Sebald am Heiligenstein). In dieser Zeit wird das Gemüt stark wirksam, ob es sich um ein unbeherrschtes handelt oder, wie in der Kunst, um ein gefühlvoll weiches. Aus der Werkstatt des steirischen Meisters von Großlobming ist uns in Garsten ein hervorragendes Vesperbild von lyrisch-w'ehmutsvollcr Trauer erhalten. Es entstand um 1410 aus 10

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