Das Districtscommissariat Garsten in Österreich ob der Enns.

könne nicht essen. An einem der Greise dieser Anstalt fand er einen liebreichen Lehrer, der ihm einen denlli chen Begriff von der Zeit machte, und ihn den Unter schied und die Fortschritte der Tage und Jahre lehrte. Diese wenigen Kenntnisse erregten bey dem Knaben ei ne uttgemeine Freude und eitlen heftigen Trieb, immer mehr zu wissen und zu erfahren. Er fragt, mehrere Greise wegen vielerley Sachen, wurde aber nicht von allen gleich gut behandelt. Er besuchte darauf auch den Saal, wo die armen Knaben in allerley Arten von Handwerken unterrichtet wurden, und fand hier unend ­ lich viele Nahrung für seine Neugierde. Diese trieb ihn aber zu weit, weil er nicht nur nach ihren Beschäfti ­ gungen fragte, sondern auch, wer ihre ältern, und wie sie hierher gekommen waren, wissen wollte. Dies, Neu- gierde, die freylich oft bis in's Unbescheidene ging, ver ­ ursachte öfters Unordnungen unter den Knaben. Es wur- en Klagen an die Vorgesetzten gebracht, und Düval ward aus dem Hospitale forlgeschickt. (Die Fortsetzung folgt.) Das Districtscommissariat Garsten in Österreich ob d 'r Enns. (Beschluß.) In Gellen verdient vorzüglich die Kirche und da- einstige Klostrrgtbäude gesehen zu werden. Als r.ch ., die psan llchen Verrichtungen nach St,yr übertragen wurden , bauten sich auch die Stiftsmitglie ­ der von Garsten eine stattliche Pfarrkirche mit schönen Glasmahlereyen. Diese Kirche wurde 17Y2 verkauft und abgebrochen, jetzt ist die vorige Stiftskirche die Pfarr ­ kirche. Sie wurde l vorn Abte Roman zu bauen an- gefattgen, 1685 von Anselm Angerer vollendet, und hat am Eingänge die Aufschrift: Verrile, ndorernus. Mit Recht bewundert man an ihr die schöne erhabene Bau ­ art; daS mit großer Leichtigkeit aufgeführte breite Ge ­ wölbe mit herrlicher Stuckatur, und mit den frappanten Freskomahlereyen von Nöselfeld ; die zwey Chor--Säulen, welchen der Baumeister absichtlich eine schiefe Richtung gab, damit sich sein Genie desto größer zeige, indem der Schwerpunkt doch in's Mittel fällt; die gewirkten Tape ­ ten beym Hochaltar?; die Grabstätte vom Stifter Otto- lar und vom h. Berthold, die roth und weiß gestreiften Speisegitter, die sieben Altare. Der Hochaltar stellt die Himmelfahrt Mariens, von Fr. de Neuve, vor. Von den drey Evangelienssitenalta- ren wurde der h. Benedict, von Sandrart, in seinem 82sten Jahre gemahlt. Der Madonnenaltar ist von In- nocenz Turrianus l()85. Über fünfzig reisende Mahler erklärten, daß in diesem Bilde das höchste Ideal der Un ­ schuld dargestellt sey, welches nur immer der Pinsel eines Mahlers schaffen könne. Am Kunigundens-Altare ist die Feuerprobe der K. Kunigunde unter K. Heinrich von Peter Strudel lb83 vorgestellt. Den Bertholdus-Altar an der Epistelseite mahlte Röselfeld, den sterbenden Jo ­ seph ein Doktor aus Steyr, die h. Gertraud Johann Heyß ibZ7. (Antopsie.) Unter dem Kunigundens-Altare wurde am 15. Jänner 1735 der berühmte Mahler Jo ­ hann Carl v. Röselfeld feyerlich begraben. Er war aus Tyrol gebürtig, und 51 Jahre Mahler im Stifte Gar ­ sten. Hier wohnte er, genoß den Prälatentisch , mahlte drey Monath, im Jahre für Garsten, und lebte übri ­ gens für seine Kunst. (Todfallsbuch von Garsten , wo ­ nach wir denn über Röselfeld ganz andere Data haben, alS sie de Luca im gelehrten Österreich lieferte.) Links befindet sich die Anna-Capelle mir einem stei ­ nernen Altare, und gleich an dieselbe die St. Laurenz- Capelle mit zwey Altären. Die Abnehmung des h. Se ­ bastian mahlte Röselfeld; der Kreuzaltar ist geschnitzt. In dieser Capelle wurden 1344 , 154?, 1551, 1555, 1370, 138t), 1387, 13t)4, 1432, 1445, 1465, 1527, 15,1 , 1§s>7, 1677, 1586 , 1 6<)7 , l l>26, 1Ü53, 1664, 1 t)<)2 Leichen von Losensteinern, 1713, 1741 rc. von den Fürsten von Auersperg eingesenkt. Besonders imposant sind hier drey Monumente der Losensteiner , auch der stark vergoldete Brustschild an der Wand imponirt. In der Sacristey fessln, außer sehr reichen Ornaten, die Aufmerksamkeit drey herrliche Schnitzwerke ausLin- denholz von Sattler in Florian, ein Kelch mit Edelstei ­ nen und bläulicher Schnitzarbeit , ein wunderliebliches Kind von Wachs, ein hölzernes Bettelmännchen, von Hunger und Durst auf daS äußerste gequält, einzig in den Gesichtszügen. (Garsten'sche Sacristey-Akten.) Die zwey Thürme haben sechs flocken, mit sehr har ­ monischem Geläute. Das Kloster war gegen die Seite von Losenstein mit Ringmauern und Schutztbürmen versehen. Im ehemahligen Capitelzimmer trifft man alle Por ­ träte der gewesenen Äbte, Schnitzarbeiten, röthliche und okerfärbige Freskomadlereyen am Plafonde. Im Speisesaale m t sieben Musik l ören , und in der

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