Aus Garstens Vergangenheit

Da einerseits wegen der akuten Ansteckungsgefahr die Zusammenkünfte einer größeren Anzahl von Leuten gemieden werden sollte,andererseits in diesen Zeiten ein vermehrter Zustrom in die Kirchen und zu Wallfahr ten herrschte,setzte sich der Magistrat diesbezüglich mit dem Abt von Garsten ins Einvernehmen. Einige Wochen später wurde auf kaiserlichen Befehl eine strenge Sperre gegen das Land unter der Enns angeordnet mit Paßzwang und Nachweis der ausgestandenen Quarantäne in Haag oder Aschbach. Im Stadtviertel Ernsdorf wurden die Wachen vermehrt und mehrere Kon tumazhäuser als solche bestimmt. Das Lazarett wurde instandgesetzt,die Bäder gesperrt,Sammlungen für die Armen und andere Sozialaktionen durchgeführt und die Seelsorge für die Kranken organisiert.. I Für das Seelsorgeamt in der Vorstadtsiedlung gegen Garsten zu stellte sich der spätere Abt Muttersgleich freiwillig zur Verfügung,für jenes in der sich gegen St.Ulrich erstreckenden Siedlung der Subprior Aigner, der dann ein Opfer seines freiwilligen Einsatzes geworden ist. In der Stadt selbst,wo es am 22.September die ersten Pestfälle gab, fielen vergleichsweise nur wenige Menschen dieser Seuche zum Opfer,die etwa um dieselbe Zeit auch Linz,Wels und Wien heimsuchte. Neben der - wie man heutzutage weiß - durch Ratten- und Menschenflöhe übertragenen Beulenpest,der eine eitrige Lymphdrüsen-Entzündung zugrun delag,gab es noch zwei andere Arten dieser Erkrankung: Bei der septämischen Form wurde das Blutgefäßsystem befallen,was in der Regel zu baldi gem Tod führte noch bevor es zu merkbaren Erkrankungen einzelner Organe oder Körperteile kam.Die Lungenpest wiederum nahm für die durch Tröpf cheninfektion Befallenen immer einen tödlichen Ausgang innerhalb von 2-3 Tagen; ihr Krankheitsbild ähnelte dem einer schweren Lungenentzün dung mit blutigem Auswurf.Aus jener Zeit stammt übrigens auch der allge mein geübte Brauch,einem Nießenden "G'sundheit" oder "zum Wohle" zu wünschen. Dem Bader-Schmied,dem ein Geselle beigegeben ward,wuchs bald die Ar beit über den Kopf und bisweilen hätte er an mehreren Stellen zugleich sein sollen,denn in Mühlbach wie auch in Dambach erkrankten immer mehr Leute.Es wäre für ihn nicht allzu schwierig gewesen,sich dieser Bürde als Helfer zu entledigen; wer hätte in dieser turbulenten Zeit sich schon überzeugen sollen,ob er krankheitsbedingt oder nicht sich abson dern würde? Doch das Elend der Kranken,die sich oft unter furchtbaren

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