Aus Garstens Vergangenheit

seidank i's koa Pestbeuln word'n.Inzwisch'n bleib aber no im Bett - zum Gerstnschneid'n kommst alleweil no z'recht!" Und damit sollte der Bader recht behalten. Inzwischen waren etliche Wochen verstrichen,in denen sich nichts an Besonderem ereignete.Da begab es sich,daß dem erst vor kurzem von einer Geschäftsreise aus Kärnten zurückgekehrten Hammer- und Nagelschmiedmeister Hannsen Püchler bei der Arbeit schwindlig geworden war und sich dazu heftige Kopfschmerzen sowie zeitweilig brennende Stiche bei den Ohren und im Schoß einstel1ten.Nachdem es sich dabei offensichtlich um pestverdächtige Anzeichen handelte,schickte man nach einem Medikus in die Stadt,eingedenk des Spruches "Gleich den Doctor nim zu Rath,sonst die Medizin zu spath". Dessen vorläufiger Befund ergab zwar eine beginnende Contagion; ob bösartig werdend oder nicht,darüber sollte die Entwicklung einer vor erst noch recht kleinen Beule Klarheit bringen.Demgemäß würde er am übernächsten Tag wieder nachschauen.Für die Zeit bis dahin verordnete er: Absonderung des Kranken,sämtliche Wohnräume fleißig räuchern und mit Essig besprengen und Kranawettbeeren kauen.Ein Bote sollte ihn so gleich auf dem Rückweg begleiten und die verordneten Medikamente aus der Apotheke besorgen. Inzwischen verschlechterte sich der Zustand der Meisters; zusätzlich stellten sich abwechselnd Fieber- und Kälteschauer ein,dazu Erbrechen, Appetitlosigkeit,Mattigkeit der Glieder und Brennen in der Herzgegend. Diese Erscheinungen zusammen mit der Geschwulst,die inzwischen von einer anfangs weißlichen zu einer nun bläulich- und rotglänzenden Beule aufge schossen war,ließen eine ernsthafte Infektion befürchten.Einen entschei denden Hinweis sollte ein auf die Beule gelegtes Pflaster bringen: wenn die Schmerzen innerhalb einer Viertelstunde vergehen sollten,wobei alles Gift zum Pflaster gezogen und dort größtenteils verzehrt würde,dann kön ne man mit großer Sicherheit auf eine gefährliche Contagion schließen. Wenn aber die Schmerzen bleiben würden und die Beule nicht zeitigen wol le,dann handle es sich um kein pesthaftes Geschwür. Der nun folgende Verlauf dieser Testbehandlung ließ den bislang geheg ten Verdacht des Medikus zur Gewißheit werden: Echte Contagion! Dieser hatte daraufhin die Meisterin zur Seite genommen und eröffnete ihr seinen Befund: "Ich darf es euch,Puchlerin,nicht verschweigen,daß euer Ehemann sehr ernsthaft erkrankt ist.Alle Anzeichen deuten auf eine

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