Aus Garstens Vergangenheit

mögliche Infektion begonnen,wie der Bader-Schmied bei seinem Eintreffen feststellte.Es roch stark nach Essig,mit dem man die Fußböden besprengt und den in der Stube in einem Fischnetz aufgehängten Brotlaib gebeizt hatte,und nach Sächsischem Rauch. "Gelt,bei uns stinkt's ärger wia bei an frisch'n Misthaufn",wandte sich die Ranftlerin gleichsam entschuldigend an den Besucher. "Ts' ganz richtig so",erwiederte dieser,"b'sonders das Räuchern is'recht wirksam,am besten man tuats mehrmals am Tag....möcht aber dein Mann anschaun,v/o is' er denn?" "Komm mit! Seit gestern klagt er über Stech'n und an Dübl hat er a no kriagt.Mir hab'n dabei gleich an die furchtbare Seuch von damals denkt, an der raei' Vater beinah g'storbn is'." Schon zu Mittag hatte sich der Ranftl im hintern Stübl ins Bett gelegt. Die Röte auf seinem Gesicht ließ einen fiebrigen Zustand erkennen.Mit besorgtem Blick aus seinen tiefliegenden Augen betrachtete er die Miene des Baders,der daranging,besagte Geschwulst in Augenschein zu nehmen, '"/lia lang hast denn das Ding da scho'?",wol 1te dieser wissen. "Vor zwoa Tag'n hab i's g'merkt,daß da a Dübl wird.Bald hab i'g'schwitzt und dann is'mir wieder kalt word'n.Dann hab i'Seit'nstechn kriagt und gar nix schmeckt mir." Diese Anzeichen konnten gleichermaßen auf eine gefährliche Contagion wie auch auf eine harmlose Geschwulst oder einen Karbunkel hindeuten. Daher erkundigte sich der Bader weiter: "Juckt oder beißt di' de G'wulst manchmal oder verspürst an derselb'n a Brennen oder Stechn?" "Stechn tuat's net oder brennen,aber a höllisch' Juckn g'spür i' dort, b'sunders am Ab'nd." Diese ergänzende Aussage zusammen mit der glänzenden,rötlichen Ge schwulst,an der ein kleines graues Schuppenblättchen erkennbar war,lie ßen den Bader auf ein beginnendes Karbunkel oder ein Schwein-Aiß,nicht aber auf eine werdende Pestbeule schließen.Erleichtert atmete der Kranke auf,als er dies vernahm.Vorsichtshalber fügte der Bader hinzu,daß sich die Erkrankung nicht unbedingt so entwickeln würde,wie er es sehe,da fast keine Contagionskrankheit der vorangegangenen gleiche und jede et was Besonderes in sich habe.Neben anderen habe sich der Teriak,den man in der Apotheke bekomme,als Schwitz- und Brechmittel allzeit bewährt. Wenn der Ranftl wolle,v/ürde er es ihm besorgen und man könne dann damit daheim ein wirksames Schwitzmittel wie folgt bereiten: eine ausgehöhlte

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