Aus Garstens Vergangenheit

PESTZEIT Die Tage des Hochsommers,der nun begonnen hatte,trugen alle eine Er füllung des Werdens in der flatur in sich.An den Apfelbäumen schwellten am tragenden Holz die kleinen grünen Früchte.Bald würden die ersten Kir schen reifen und sich daran Schwärme von Staren gütlich tun.Die meisten Vögel hatten ihr Brutgeschäft beendet und vom Nachwuchs würden die kräf tigsten überleben. Die erste Mahd der Wiesen hatte begonnen,auf den Feldern reifte der Winterv/eizen dem Schnitt entgegen und von den Hasen war heuer bereits die zweite Generation vertreten. Hur wenige Tage noch bis zum höchsten Stand der Sonne und damit zur größten Tageslänge.Sommer-Sonnenwende! Zugleich eine Wende vom Blühen zum Reifen. Immer schon,seit heidnischen Zeiten,kam den Tagen der Sonnenwenden in Brauchtum und Religion besondere Bedeutung zu.Nicht von ungefähr er gab es sich,daß in unseren Landen mit Einführung des Christentums zv/ei der höchsten kirchlichen Feste,Fronleichnam und Christi-Geburt.auf die Tage der Sommer- bzw.Wintersonnenwende gelegt worden waren. In wenigen Tagen würde allerorts in feierlichen Prozessionen der Herr in goldener llonstranze unterm Baldachin durch Gassen und Fluren getragen werden,dahinter der Klerus,der Chor und die Musikanten,dann die weltli chen Würdenträger,die Vorsteher,Meister und Gesellen der Zünfte mit ih ren schweren,bunten Fahnen,die Schöffmeister,Förgen und Floßknechte,ge folgt von der Schar der übrigen Gläubigen in festlicher Tracht.Inhalt der Gebete wühde wie stets vor allem die Bitte um gutes Gedeihen und Ernten der Feld- und GartenfrUchte.um Verschonung vor Unwetter,vor Un glück,Krankheiten und Seuchen sein.Daneben aber auch die stille Bitte um Bewahrung vor Unbi11,Wi11 kür und Gewalt der Herren und ihrer Diener. Sie würden dabei auch an die boshaften Jäger des überhegten Wildes denken,das der Frucht auf ihren Feldern schweren Schaden zufügt und an all das durch die Menschen selbst verursachte Leid zufolge Willkür,Hab sucht und Neid,Krieg und Hexenwahn.Nein - nicht Du schickst uns diese Leiden,oh Herr,sondern wir bereiten-sie uns selbst! Es sind nicht Prü fungen von Dir,sondern entspringen dem freien Willen,den Du von allen Geschöpfen allein uns Menschen gegeben hast; in absoluter Freiheit,un beeinflußt von vom Schöpfer,können wir ihn gebrauchen - zum Guten ebenso

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2