Die Wappen der Äbte von Garsten

— 24 — wurde später (14. Jahrhundert) mit einem Steine geschlossen, der den seligen Abt in liegender Gestalt darstellt. Der Stein trägt die leoninischen Verse: „Pastor praedigne. Pater, o Bertholde benigne; Bite cucurristi, multum Domino placuisti. Tu promissorum debes memor esse tuorum; Protege viventes, salva quoque nos morientes “ . 1S ) Bis zum Jahre 1621 blieb die Grabstätte des großen Abtes in der Kloster ­ kirche unberührt; in diesem Jahre aber am 23. Mai ließ Abt Anton von Garsten in Gegenwart des Capitels und vieler aus Steyr und der Umgebung dazu geladenen Gäste das Grab öffnen. Der Leib des Heiligen wurde „in der bessten Ordnung der Gebeine “ , wie sich der Annalist ausdrückt, gefunden, der Sarg aber sank in Staub zusammen. Neun Jahre später, 1630, errichtete Abt Anton über dem Grabe einen Altar und weihte denselben mit päpstlicher Gutheißung zu Ehren des seligen Berchtolds ein. Im folgenden Jahre ließ dieser Abt den Grabstein entfernen und an der Kirchenwand befestigen und an dessen Stelle einen anderen „Deckel mit einer Oefnung, durch die Man auf das heilige Haupt sehen konnte “ , anbringen. Als Abt Boman im Jahre 1677 den Bau der neuen, jetzt noch stehenden Stiftskirche zu Garsten begann, wurden die heiligen Beliquien Berchtolds in einen kupfernen Sarg verschlossen in der Pfarrkirch e 14 ) beigesetzt. Im Juni 1686, als die Klosterkirche vollendet war, ließ Bomans Nachfolger in der äbtlichen Würde zu Garsten, Anselm, den Sarg wieder erheben, die Gebeine zusammensetzen und sammt den anderen, dabei gefundenen Beliquien: Pastorale und Beste der Kleidung, in einen von Eichen ­ holz verfertigten Sarg legen, welcher dann in einem aus Kupfer gemachten ein ­ geschlossen wurde, und denselben in der Fensterseite der Berchtoldi-Capelle beisetzen. Der alte Grabstein, der so lange die Gruft des Heiligen geschlossen hatte, wurde wieder darüber gelegt. Der Sarg aus Eichenholz, dessen Schlüssel der jeweilige Prior des Stiftes in Verwahrung hatte, trägt die Inschrift: „Sacra Lipsosa B. Bertholdi Abbatis, quae Bomanus Abbas 1677 e veteri Ecclesia eruit, et Anselmus, eius successor, huc 1686 transtulit. “ 14 ) Die ehemalige Pfarrkirche lag außerhalb der Stiftsmauern und wurde 1442 vom Abte Friedrich TT. zu bauen begonnen und 1461 von Abt Berchtold V. vollendet. Dieselbe wurde 1792 abgebrochen. “ ) Röselfeld, eigentlich Rösel, starb am 15. Jänner 1735 im Stifte, unter dessen Officiale er zählte, und ruht unter dem Kunigundenaltare. Vgl. Bergmanns Notiz: J. K. v. Röselfeld in Mitth er C. C. XIV, S. XV. Es war natürlich, dass auch die Sage den frommen Gottesdiener bald mit ihrem Netze umzog und eine Mythe zusammenwob, die den hohen Wert dieses Gerechten in den Augen Gottes darthuh sollte. Nicht seine geistlichen Söhne sollen den geliebten Vater zu seiner letzten Buhestätte getragen haben, sondern eine Engelschar selbst soll ihn in die Gruft gebettet haben. Der bekannte Maler Johann Karl von Böselfeld, der 51 Jahre in Garsten lebte und die Kirche, in der er selbst ruht, sowie das Stift mit seinen Kunstwerken schmückte 15 ), verewigte diese schöne Legende durch seine t8 ) Da die letzte Zeile dieser Grabschrift schwer lesbar ist, so haben Bruschius, Hoheneck, Britz u. a. gelesen: „Protege viventes, salva quoque lucis egentes “ , während die Hauschronik die oben angegebenen Worte hat.

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