Die Wappen der Äbte von Garsten

— 33 — Leonard II. Knieschenk, 1488 — 1493, wurde das Stift durch die Kriege, welche Kaiser Friedrich HL mit Mathias Corvinus und den diesem anhängenden österreichischen Edein führte, in so große Noth ver ­ setzt, dass sogar die kostbaren Kirehengeräthe gepfändet werden mussten, um nur den dringendsten Bedürfnissen Rechnung tragen zu können. Doch gelang es dem rastlosen Bemühen des Abtes Leonard, besonders als im Jahre 1490 wieder geordnete Zustände in Österreich eintraten und die Ungarn aus ihrem das Stift und die Umgebung so schwer schädigenden Tabor zu Ernsthofen an der Enns durch den Landeshauptmann Gotthard von Starhemberg vertrieben worden waren, auch die so misslichen Ver ­ hältnisse seines Klosters zu bessern und zu St. Ulrich eine Kirche zu erbauen. Von großem Vortheile für Garsten war es, dass im Jahre 1492 die Klosterholden der Stiftspfarreien zu Ternberg, Losenstein, Neustift, Groß-Raming, Weyer und Gaflenz für immer, obwohl dieselben am rechten Ennsufer sich befanden, mit Oberösterreich vereinigt wurden. Der thätige Abt starb durch die Hand seines eigenen Neffen am 21. October 1493. Sein Nachfolger Georg L, 1493 — 1495, sah am 31. October des Jahres 1494 den größten Theil des Stiftes in Flammen auf ­ gehen und wurde im nächsten Jahre selbst, als er nach Krems reisen wollte, und dazu die Wasserstraße der Enns und Donau wählte, von den Fluten der ersteren verschlungen. Zur erledigten Abtei wurde Ulrich IV., .1495 — 1524, berufen. Derselbe stammte aus der reichen Messerschmiedfamilie der Praunauer zu Steyr ab und ist der* erste von den Äbten von Garsten, dessen Wappen uns über ­ liefert worden ist. Dasselbe (Fig. 1) ist dem von Preuenhueber gegebenen Wappen dieser- Familie ähnlich. Für die Pfarrkirche zu Steyr ließ dieser Abt, wie die Haus ­ annalen berichten, eine bei 20 Pfund schwere silberne Monstranze, im gothischen Style gebaut, anfertigen. Mit dem nächsten Abte Pankraz, 1524 — 1537, der drei Tage nach dem Tode Ulrichs mit dieser Würde bekleidet wurde, weil in Garsten das nicht alles Grundes entbehrende Gerücht verbreitet worden war, Kaiser Carl V. beabsichtige die erledigte Abtei einem seiner spanischen Hofcapläne zu ver ­ leihen, begannen über das Stift düstere Zeiten hereinzubrechen. Die Lehre Luthers, welche damals überall in Österreich schon Eingang gefunden hatte und zahlreiche Anhänger auch in dex - Nachbarschaft des Klosters, besonders in Steyr zählte, pochte mit ihrer Verachtung des klösterlichen Lebens an die Stiftspforte 3Ö ) ; die. Bauern, 30 ) In Steyr predigte zuerst der Franziskanermönch Calixtus die neue Lehre, und nach seiner Vertreibung die Capitularen von Garsten und Stadtpfarrer Michael Forster und Wolfgang Kronfuss von Steyr. 3

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