Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

Barockbau der ehemaligen C ö l e s t i n e r i n n e n - K l o s t e r - k i r c h e als beherrschendes Bauglied auftritt. Seit dem Jahre 1789 diente dieses Gebäude als S t a d t t h e a t e r, an dem in den Jahren 1861162 Ludwig Anz eng r u b e r, der Dramatiker, als Schauspieler wirkte, bis die Eröffnung des mit modernster Bühne ausgestatteten Volkstheaters im Jahre 1958 dieses entzückende, auch akustisch vorzügliche kleine Theaterehen in de11 Ruhestand schickte. Die Berggasse, die bei der Stadtpfarrkirche beginnt und beim Schlosse endet, hieß ehemals „Am Hof", weil sich in ihr die zur Burg gehörenden Dienstleute ansiedelten. Wenige Schritte flußaufwärts, vorbei an einem uralte11, gotischen Wohnhaus, nimmt uns das im Jahre 1480 erbaute Kollert o r auf, durch das einst die Fuhrleute die für die vielen Schmiede- essen erforderliche Holzkohle einbrachten. Die Gasse gleichen Na„ mens ist eng und krumm und von niedrigen alte11 Häusern ge- säumt. Bomben haben im zweiten Weltkrieg knapp vor der Mün- dung in die Bahnhofstraße eine breite Lücke gerissen, in die sich nu11 die viel weniger gemütlichen Wohnbauten unserer Tage ge- drängt haben. Aus der Kollergasse kam man noch um die Mitte des vergangenen J ahrl1undcrts auf einen hofähnlichen Platz, der nach Erbauung der "I(ronprinz-Rudolfbahn" (1868) der z11r Innen- stadt fül1renden »Bal1nhofstraße" weichen m11ßte. Wir sind nun unmittelbar beim Brückenkopf 11nd könnten unseren Weg zur Stadt nehmen. Aber einige Schritte in die uns gegeniiber zur Brücke fül1rende Ha r a t z m ü l l e r s t r aß e vervollstän- digen das Bild von der alten Vorstadt »Ennsdorf". ,,Straße" ist eigentlich zuviel gesagt, denn sie ist fast ebenso eng und krumm wie die eben verlasse11e Kollergasse. Aber die Bürgerhäuser sind höher und mächtiger und ungemein malerisch durch Torvorbauten und Schmiedeeisenschilder. Besonders schön ist die Barockfassade des Hauses Nr. 4 mit Mittelerker und Fensterkörben. An die- ser alten Poststraße nach Wien waren einst Fischer seßhaft, später auch Hafner (schon 1302 erwähnt) und Lederer. Nr. 32 ist das Geburtshaus des I-Iofopernsängers Johann Michael V o g l, der am 10. August 1768 als Sohn eines Greißlers und Schiffsschrei- bers zur Welt kam und als berühmt gewordener »Hofoperist" sid1 so wartn des Liedschaffens Franz Schuberts annahm. Die 7

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