Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

dieses Tal, verbreitert sich aber wieder zu einer weiten Mulde, in der die Dörfer Leonstein und Molln liegen. Der Gebirgsstock des .,, H o h e n N o c k" (1961 m) bietet sich dem Blicke mit den sich ihm anschließenden Gipfeln. Nun aber treten die Berghänge an den hellgrünen Steyrfluß heran, der sich bei Steyrdurchbruch tief in den felsigen Grund gesägt hat. Das liebliche F r a u e n - s t e i 1'l erscheint auf einem mitten im Tale aufragenden Hügel, dessen spätgotisches Kirchlei11 mit dem Steildach und der nun ganz nahe gerückten Prielgruppe im Hintergrund wie ein zweites I-:leili- genblut anmutet. Diese Kirche birgt eine berühmte S c h u t z - m a n t e l m a d o n n a, ein kostbares Sdmitzwerk aus der Zeit um 1515, welches dem süddeutschen Bildsdinitzer Gregor E r h a r t zugeschrieben wird und eine Stiftung Kaiser Maximilians ist. Es zählt zu den kostbarsten Bildwerken im deutschen Siedlungs- raum. Von Frauenstein aus ist es nicht mehr weit ins Hochgebirge selbst, nach Vor der - und Hinterstoder, Gebirgs- dörfer, die in einer der schönsten Landschaften liegen, welche Österreich aufweist. Wem die Zeit für solche Fahrten ins Land umher fehlt, sollte zu- inindest den Gasthof »S c h o i b e r" unterhalb des Damberg- gipfels aufsuchen, der auf guter Straße über St. Ulrich mit dem Wagen in wenigen Minuten erreichbar ist. Weit öffnet sich von dieser Stelle aus das La11d zwischen den Kalkalpen im Süden und dem Böhmerwalde im Norden, und im Westen reicht der Blick bis zum Höllengebirge am Attersee. Aber auch sdion vo11 der Gasthofterrasse i11 S t . U l r i c h genießt man eine schöne Schau hinab auf die ehemalige Stiftskirc.he Garsten und hinein in die Vorberge des Ennstales und auf den »Hohen Nock", der bereits dem Hochgebirge angehört. Bei dieser Fülle von Eindrücken ist es nicht verwunderlich,. daß der Besucher Steyrs völlig überrascht ist von dem, was Stadt 11nd Land an Reizen aller Art zu bieten haben. Eine Fabriksstadt wähnte er vorzufinden, und eine Fülle tiefster Eindrücke über- schüttet ihn: Perlen der Baukunst, Meisterwerke der Bildenden Künste und des Kunstgewerbes, große Bilder einer Stadtanlage, wie sie ihresgleichen kaum hat, und eine um sie gebreitete Land- schaft, die Schubert mit Recht „himmlisch" genannt hat. Das Wort ist zu arm, um all diesen Reichtum auszusagen, aber es wird zumindest hinreidien, darauf aufmerksam zu machen und 39

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