Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

Rokoko, mit einem reizenden T u r m h e l m. Sein Schöpfer ist der bedeutende Steyrer Baumeister G o t t h a ,. d H a y b e r g e r (1695 bis 1764), dem wir auch die Bibliotheksäle der Stifte Admont und St. Florian verdanken. Neben seiner umfangreichen künst- lerischen Tätigkeit war Hayberger nebe11her noch Stadtkämn1erer, Stadtrichter und ab 1759 bis zu sei11em Tode Bürgermeister vo11 Steyr. U1n den etwas vorspringenden Turm des Rathauses ordnen sich hohe, mit Geländer und Statue11 gescl1mückte Seitenflügel, deren Fensteröffnungen reich umrahmt t1nd mit schmiedeeisernen Gittern versehen sind. Auch das Eingangstor und das Brüstungsgitter des darüberliegenden Balkons sind sehr prachtliebend, a·ber zugleich sehr geschmackvoll gestaltet. Ei11 besonderes Schmuckstück aber ist der Helm des Turmes, der seinesgleichen nicht hat. Das Rathaus wurde im Jahre 1771 vollendet. Seine Fassade ist als beherrschen- des Zentrum des weiten Stadtplatzes meisterhaft empfu11den und cinkon1poniert und ist eines der schönste11 Baudenkmäler Oster- reichs. Das städtische Archiv birgt wertvolle Urkunden und Rats- protokolle, die bis ins Jahr 1569 in nahezu ununterbrochener Folge zurückreichen. Die älteste Urkunde, das ,, g r o ß e P r i v i l e g ", n1it dem Herzog Albrecht I. die alten Vorrechte der Stadt Steyr bestätigte, stammt aus dem Jahre 1287. Im angrenzenden Hause Nr. 2 5, dessen herrlicher barock.er F a s s a d e n s c l1 m u c k noch durch ein 1930 entdecktes und freigelegtes gotisd1es Maßwerkba11d bereichert ist und das außer- dem schöne Rokoko-Fensterkörbe aufweist, wurde am 9. Mai 1853 F r a n z W i c k h o f f als Sohn ei11es Eisengroßhändlers geboren. Er ist der Begründer der Wiener Sd1ule der Kunstgeschichte. Den Platz vor diese111 und den angrenzenden Bürgerhäusern mit ihren vorkragenden Obergescl1ossen und den Walmdächern ziert ein großer Stadtbrunnen, der „ L e p o l d i b ,. u ri n e n ", dessen Gra- nitbecke11 aus dem aufgelassenen Kloster Windl1aag bei Perg stammt. Den Aufbau krönt die Statue des 111. Leopold (1683), die Brunnen- röhren werden von Schmiedeeisenor11amenten getragen. Einen besonders schör1en R e n a i s s a n c e 11 o f weist das reich barockisierte Haus Stadt platz N 1· . 9 auf, mit malerische11 Arkadengängen und einem schn1iedeeiser11en A b s c h l u ß g i t t e r unterhalb des Daches. Die E n g e G a s s e eröffnet wieder ein Er k e ·r b a u mit reicher Stl1cl<.ornamentik und gescl1wungenen 30

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