Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

hogenüberdachtes Gäßchen geschieden, ein d o p p e l g i e b e l i g e s Haus wieder in die Fluchtlinie des ehemaligen Klostergebäudes vor, das einst dem Stadtrichter Wolfgang M ad l s e der ge- hörte, der die Tore der Stadt im letzten Bauernkrieg von 1626 dem Führer der Rebellen, Stefan Fadinger, geöffnet hatte und einer seiner Räte wurde. Das Lehen dieses unruhigen und ehrgeizigen Mannes ist abenteuerlich und reich an dramatischen Wendungen. Es e11det mit Enthauptung und Vierteilung des Körpers am 26. März 1627 in Linz. Franz Xaver Pritz berichtet sehr lebendig über den Verlauf dieses Geschehens und erzählt gegen den Schluß: »Ein Vierteil des Madlseder wurde außer Linz auf der Straße nach Steyer, und ein solches des Holzmüller (Lazarus Holzmüller, Dok- tor von Steyer) auf jener nach Wels aufgesteckt, ihre Köpfe aber wurden durch den Scharfrichter nach Steyer geführt. Auf dem Pranger vor dem Rathause grub man eine Säule ein und be- festigte darüber eine eiserne Klammer mit zwey emporragenden Spitzen, welche die beyden l(öpfe trugen, deren Gesichter gegen das Haus des Madlseder gerichtet waren." An dieser Stelle wurde der Kopf Madlseders über ein volles Jahr belassen. Im gleichen Hause kam am 25. Juli 1809 Jak o b .Fe r d i n an d Red t e n b ach er zur Welt, der als Begründer der mathematisch unterbauten Maschinenlehre gilt, Weltruhm erlangte und als Leiter der Technische11 Hochschule in Karlsrul1e im Jahre 1863 starb. Das Madlsederhaus (Stadtplatz 39) hat einen prächtigen, mit Ran- kensgraffito geschmückten R e n a i s s a 11, c e h o f, wie denn über- haupt zu empfehlen ist, die Höfe aller Häuser für sich aufzu- sud1en. Man wird erstaunt sein über die reiche Mannigfaltigkeit der Anlage und Ausführung. Außer den einfacheren Laubengang- l1öfen, die meist aus der Zeit um 1600 stammen, gibt es eine Reihe von anspruchsvolleren, die durch Vielgestaltigkeit und Prachtliebe überraschen. Höchst eigenartig ist der H o f d e s H a u s e s N r. 3 3, überaus eng und mit Schwibbogen gegen das Nachbar- haus abgestützt. Die Säulen des obersten Arkadenganges sind aus- r,ahn1sweise einmal aus Holz. Das Haus Stadt platz Nr. 2 9 war das ehemalige Stadt- l1aus, worauf schon sein vornehmer A ,. k ade n h o f und ein sd1önes M a r m o r t ü r g e w ä n d e aus 1539 hinweist. Dara11 schließt das jetzige R a t h a u s, die Mitte des Stadtplatzes ein.nehn1enc.1, ein sel, r f orn1.ened.lcs Bauwerk des österreichischen 29

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