Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

Der » l n n e r b e ,· g e r - S t a d e l" wurde 1612 als Stapelort der nach dem Erzberg zu liefernden Lebensmittel erricl1tet und ge- hört zu den sd1önsten Renaissancebauten der Stadt. In diesem ein- stigen Zweckbau ist l1et1te das städtische M u s e u 1n (He_imat- haus) untergebracht, das wertvolle kunst- und kulturgeschichtliche Sammlu11gen birgt, Plastiken und Gemälde, Stiche und Zeichnun- gen, Hausrat u11d alte Einrichtungen, Waffen und eine umfangreiche M e s s e r s a m m l u n g, das kunstvoll gearbeitete S t a d t - r i c !? t e r s c h w e r t , und in einem eigenen Gebäude im Hof einen der wenigen 11och erhaltenen S e n s e n l1 ä m m e r mit ori- ginaler Einrichtung. Im gleichen Gebäude hat sich das „ K 1· i p p e 1· l t h e a t e r" aufgetan, ei11 wahrscheinlicl1 bis in das beginnende 18. Jal1rhundert zurück reichendes Marionettentheater mit über 400 holzgeschnitzte11 Figuren, dessen Hauptbühne Alt-Steyr darstellt. Die naiv-köst- lichen Szenen aus dem Handwerker- und Bürgerleben, von volks- tümlichen Weisen und Gesängen untermalt, lösen noch in1n1er an Sonn- und Feiertagen zwischen Allerheiligen und Maria-Lichtmeß das Entzücken von alt und jung aus. Ein Nachtwächter mit Horn und Hellebarde ziert als S c h i l d den Eingang. Das Südtor gewährt einen schönen Ausblick auf die grüne Enns und auf die blaue Kette der Berge. Der Sarningbach ergoß sich einst - vor seiner Ableitung in die Steyr als "Teufelsbach" - hier in reichem Schwalle in den Fluß, weshalb diese weit gegen Garsten sich dehnende Vorstadt .,, Re i c /1 e n s c h w all" heißt. Die Häuser des H u n d s g r a b e n s lehnen sich in dörflicher Idyllik an die südliche Stadtmauer, die an dieser Stadtseite noch vollkom- men erhalten ist. Vom Osttor führt die „Neubrücke" über die Enns in die Garten- vorstädte Neu s c h ö n au und Jäger b e 1· g, diesseits und jenseits der wahrscheinlich schon zur Römerzeit befahrenen „Eisen- straße", die am rechten Ufer der Enns ins Ennstal u11d weiter- hin zum Erzberg bei Eisenerz und in das „Gesäuse" fül1rt, einer wildromantischen Hochgebirgsgegend. Diese Straße folgt unentwegt den zuweilen sehr steilen Uferhängen, überquert in weiten Kehren viele Seitenbäche und führt daher in steter Folge bergauf, bergab. Von der Hochterrasse uns gegenüber blicken die Randhäuser der erst nach dem ersten Weltkrieg entstandenen Woh11siedlung 27

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