Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

Weit sich hindehnende Barockfassaden, belebt von großzügigen Por- talen und einem reizvollen Uhrturm, einem Stiegenhaus- und einem l(apellenvorbatt, umschließen einen weiten dreieckigen Hof, dessen Mitte ein baumbeschatteter Brunnen einnimmt. Die Brunnenfigur - ein Hund als Wasserspeier - verweist auf das Wappen der Grafen von Lamberg, denen dieses Schloß viele Jahrhunderte ge- hörte. Ursprünglid1 den Otakaren eigen und nach deren Ausster- ben im Jahre 1192 im Besitz verschiedener Adelsgeschlechter, kam die Burg im Jahre 1614 an den Freil1errn Georg Siegmund von Lamberg, der sie 1666 käuflich erwarb und dessen Geschlecht bis zum Jahre 1939 von diesem Sitze aus weite Ländereien ver- waltete. Die Burggrafen zu Steyr waren ja einst mächtige Herren. Erst ein Privilegium Herzog Albrechts I. im Jahre 1378 sicherte der Stadt die eigene Gerichtsbarkeit, die bis dahin einzig dem jeweiligen Burggrafen zustand, t1nd es bedurfte noch vieler t1nd schwerer Aus- einandersetzungen zwischen der Herrschaft und der Stadt, bis über die Reichweite der Befehlsgewalt Klarheit geschaffen war. Heute ist das Schloß Eigentum des Landes Oberösterreich, und in den einst prunkvollen Räumen, die auch eine wertvolle Bibliothek aufweisen, haben sich verschiedene Behörden aufgetan. Zahlreiche Bil- der von Antonio Galliardi und Carl v . Reslfeld sind bei dem Stadt- bra11de 1727 leider zugrundegegangen. In der ihrer I11neneinrichtung entblößten Sc h l o ß k a pelle werden seit dem zweiten Welt- kriege standesamtliche Trauungen vorgenommen und kammermusi- kalische Veranstaltungen abgehalten. Mit reichem Barodrschmuck versehen ist das Ha u p t p o r t a l im Innenhof. An der Siid- seite des Hofes gelangt man iiber einen herrlid1en Arkaden - g a n g, der den Burggraben überbrückt, in ein offenes Rondell, das zu beiden Seite11 mit kostbaren barocken Schmiedeeisengittern ( F e n s t e r k ö r b e n) geschmückt ist. Dieses Südtor entläßt in Parkanlagen. Der einstige Stadtgraben, der sich an der einzigen von der Natur nicht geschützten Westseite der Stadt entlang der Berggasse bis zu dem scho11 vor mehr als hundert Jahren abgebrochenen Pfarr- und St. Gilgentore hinzog, wurde 1871 zugeschiittet und auf dem da- durch entstandenen ebenen Gelände ein Stadtgarten, die sogenannte „P r o m e n a de", angelegt. Diese trägt den Namen der mit Steyr und seiner wechselvollen Geschichte engverbundenen Dichterin E n - 21

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