Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

ehemaligen Jesuitenkloster a11 der Stelle von elf abgebrochenen Bürgerhäusern im Jahre 1635 von diesem Orden zu baue11 be- gonnen wurde t1nd 1647 bezugsfertig war, die letzte Vollendung aber erst um 1770 erfuhr. Seit 1785 ist sie in den Rang einer Vor- stadtpfarrkirche erhoben. Ein Bombentreffer an der Westseite hat nur leichten, inzwischen behobenen Schaden angerichtet. Das Innere der Kirche gehört dem Frühbarock an. Der 1766 von einem italie- nischen Meister geschaffene H o c h a l t a r wird als einer der schönsten in Oberösterreich gerühmt. Das große Altarblatt - Sturz der gefallenen Engel - malte der damals in Steyr wirkende Z e i c h e n m e i s t e r F ran z X a v e r G ü r t l er um 1769. Auch das Altarbild am Ignatiusaltar stammt von il1m. Die schö11e Einrichtung der Kirche - Kanzel, Orgel, I<.irchenstühle, Gemälde, Leuchter am Hochaltar - gehören dem Spätbarock und dem Rokol~o an . Auch klassizistische Einflüsse sind bemerkbar. Im an- schließenden Klostergebäude hatten schon die Jest1iten ein Gyn1- nasium unterhalten. Nach der Aufhebung zahlreicher Klöster durch Kaiser Josef II. diente das mächtige Gebäude auch weiterhin Schul- zwecke11. Seit 1862 war darin eine dreiklassige Unterrealschule untergebracht, die 1872 zu einer Staatsoberrealschule erweitert und im Jahre 1924 in ein Bundesrealgymnasium umge- wandelt wurde. Heute zentralgeheizt und zeitgemäß ausgestattet, atmen die klösterliche11 Räume dennoch den Geist ihrer Erbauer. Das Treppenhaus weist reichen Stucl{schmuck auf. Im ehemaligen Klosterhofe - von Schule und Kirche ei11gcschlossen - ragt eine mächtige Esche auf, und a11 der Ri.ickseite steigt die grüne, steile Halde zum Tabor auf. Und nt1n noch wenige Sdu·itte weiter, die wiederum 1nalerisch am Taborhang sich hinziel1ende S c h l ü s s e l !? o f g a s s e entlang! An ihrem Anfang stand frül1er ein Stadttor - das Örtltor -, vo11 dem eine zum Teil heute noch erhaltene Befestigungsmauer zur Taborhöhe emporstieg. Von dieser Gasse am Steilhang entlang des li11ken Ennsufers genießt man wieder einen herrlichen B l i c k a 11, f d i e A lt stad t, der freilich noch vor wenigen Jal1rzehn- ten um die am Ufer liegenden Flöße reicher war. Wir steigen über eine steile Stiege, vorbei an einer Gartentür mit prachtvollem schmiedeeisernem Türring und T ii r klopfe r, zum Enns- kai hi11ab, gehe11 die idyllische F i s c h e r g a s s e entlang und durch ei11 diisteres Gewölbe zur Steyrbrücke z11ri.ick. Gewiß sind Sie miide geworden schon von diesem Vorspiel, satt 2* 19

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