Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959
Eine sel1r enge, düstere Gasse - die B a d g a s s e - nimmt uns zuletzt auf und führt wie aus einer Schlucht aufwärts zum Anfange der Kirchengasse. Deren Häuser sind gotischer Anlage, haben ihr Gesicht aber im Verlaufe der Stilwandlungen vielfach verändert. Eigenartige Höfe aus dem 16. und 17. Jahrhundert gibt es in den Häusern Nr. 4 und 6 zu bewundern. Der Hauskeil zwi- schen der Kirchen- und der Badgasse (Kir c h eng a s s e 1) wartet mit Kratzputzverzierung auf, und die Fassade des Hauses Nr. 4 mit reichen Barock-Stuckverzierungen. Un- mittelbar vor uns aber ragen jetzt die drei Kirchtürme auf. Das ist wieder eines der überraschenden großen Bilder, wie sie diese uralte Stadt immer wieder bietet. Unmittelbar zur rechten Hand liegt das B ü r g e r s p i t a l, das schon im 12. Jahrhundert erbaut wurde, nach 1302 aber von Köni- gin Elisabeth, der Gemahlin Herzog Albredits I., welcher das „große Privileg" der Stadt verlieh, erweitert und ausgestaltet worden ist. Der Historiker Vale11tin Preuenhuber bemerkt dazu: »Gedachte Spitalkirche ist erbauet über einen großen Gewölb und Keller, darinnen man des Spitals Wein auszuschenken pfiegt. Daher es für ein W ahrzeid1en gehalten wird, daß einer sey zu Steyer gewest, wann e,, anz11-zeigen weiß, daß er allda ein Ki1·chen über einen Wirths-Hauß gesehen.« Dieses Gewölbe ist unversehrt erhalten. Es wird von Marmor- säulen romanisdier Form (Renaissance-Nachbildungen) getragen und birgt einen herrlichen, spätgotischen holzgeschnitzten Ch r i - s t u s ( un1 1530). Der ehemalige S p e i s e s a a l nut Tramdecke und l1ölzernen Säulen bietet durch sei11e Fenster einen malerischer1 Ausblick. auf das gegenüberliegende Schloß und hinab auf die über Wehre11 schäumende Steyr. Im Bürgerspital befi11det sich auch eine dem hl. Antonius geweihte Kapelle aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Kunstschätzen aus dem 17. und 18. J ahr- hundert. Die sich unmittelbar anschließende ehemalige S p i t a l s - k i r c h e, deren Gewölbe reiches gotisches Netzrippengefüge auf- weist, dient heute als Pfarrhof. Ihr schöner Turm stammt aus der Spätgotik, wurde im 16. Jahrhundert ausgebaut t1nd erhielt um die Mitte des 18. Jahrhunderts den entzückenden Barockl1elm. Nun aber lassen Sie uns noch einen Blick in die gegenüberliegende M i c l'J a e l e r k i r c /1 e tun, die zusammen mit dem a11grenzender, J3 •
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