Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959
auch immer iri ,tiese1n guten Zu,staride. Der kranke Thürmermeister bath nun 1695 u"i ein getreues 1\!l odell dieses !(indes t-tnd erhielt nach vielen Bitten ein wächsernes Kindlein, das in der rechten Hand eir, l( teuz und in der linken einen Dornenkranz }Jielt. Er stellte das- selbe nahe bey seinem Bilde iti jener Gegend in die Höhlung einer T ar1r1.e von mittlerer Größe f;inein und besuchte es um so häufiger, je mehr er eine heilsame Kraft fiihlte, die seine so1zst unheilbare Krankheit überwand. Er walljal1rtete täglich dahin, hielt es aber sehr verborgen, und keiner seiner Hausgenossen wußte darum, Da aber Viele in dieser Gegend spazieren gingen, sal,en sie ihn, fanden endlich auch das kleine Kind im Baitr11,e und verehrten dasselbe; der Zulauf ward immer stärker, und manc/1er fand Hülfe. Ge- schenke wurden ge,nacht und Opfersachetz nach damahliger Sitte au/gehangen, die wohl bald hingereicht hätten, hier eine Kapelle zu erbauen, jedoch die Kriegsunruhen und die Untersuchungen über die vorgegebenen Heil1-tngen, von denen sich viele bestätigterz, verzögerten den Bau der Kird;e, bis e11dlich Abt Ariselm VOi 1- Garsten, der von 1683 bis 1715 regierte, am 31. May 1708 feJ1erlid1 den Grundstein zie derselber1- legte, w ie es eine lnscl;,rift auf dem Steirze unter der J(anzel anzeigt. Der kleine, aber schöne Tempel , wurde von zwey berühmte;1. Baumeistern, Prandtaz,eer und l(arlonc, in gesd1mackvollem Sty le, nach dem Ai uster der Maria Rottt1zda in Rom erbauet. Der HodJaltar ist an und über dem Baume errichtet, in dem das Kindleiri sich befand, und oberhalb des kugelförmige11 , vergoldeten Tabernakels, ist noch im,ner von vieleri Strahlen und E,igeln u.nigeben, das kleirie Kincl z1,t se!?e11." Zu Weihnachten langen al1s aller Welt Briefe und Glückwunsch- karten zur Abstempelung durch ein zu dieser Zeit in Christkii1dl eingerichtetes Sonderposta111t ein, aber wohl die wenigsten der vielen Absender in aller Welt dürften wissen, worum es dabei eigentlich gel1t. Auch heute noch ist dieser G11ade1 ort als Wall- fahrtsziel beliebt, zu den1 ei11mal im Jal11·e auch eine Prozession von der Stadtpfar1·kirche aus den Weg nimmt. 111 unserem Blickfeld erscheint nun das S c h n a l l e n t o r (Schnalle = Maut), reich n1it Sgraffito gescl1mückt und eines der we11igen noch erhalte11e11 Stadttore, 1613 erbaut, also ein paar Jahrzehnte nacl1 der Errichtung der Friedhofsanlage. Steil f ül1rt der » S c h n all e n b er g " hinab zur G l e in k e r - g a s s e, die vo11 dem nahe11 Kloster vor den Toren der Stadt 15
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