Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959

senmachcr Josef Werndl aus bescheidenen Anfängen in den vom Vater 1855 geerbten Werkstätten zu ei11em Großunternehmen, das schon in den Jahren 1887 bis 1892 mehr als 10 0 0 0 Arbeite r beschäftigte und seine Handfeuerwaffen in alle Welt lieferte, sogar 11ach Chile, Persien und China. über eine Million Gewehre und ebensoviele Bestandteile wurden in jenen wenigen Jahren in den Betrieben Josef Werndls erzeugt, und Obernahn1s- kommissionen aus aller Welt schlugen in Steyr ihre Quartiere auf. • Als im Jahre 1882 der Bedarf an Hinterladergewehren gedeckt war und die Aufträge auszubleiben begannen, stellte Werndl sein Unternehmen auf die E r z e u g u n g v o n e l e k tri s c h e n M a s c h i n e n u n d G l ü h l a m p e n um. Die Ausstellung im Jahre 1884 in Steyr, die Kaiser Franz Josef und Kronprinz Rudolf mit ihrem Besuch beehrten, war n1it elektrischen Bogen- lampen erhellt, ebenso der Straßenzug, der zur Ausstellung führte - ein auf dem Kontinent noch nicht erlebtes Ereignis - und die elektrisme Energie dazu wurde nicht wie damals üblich durch Dampfmaschinen erzeugt, sondern mit Hilfe der W a s s e r k r a f t an der Steyr. Die Einführung des Repetiergewehres System Mannlicher im Jahre 1886 und die dadurch wieder reichlich fließenden Aufträge frem- der Staaten führten allerdings - man ist versucht zu s·agen ,,leider" - zur Verdrängung des neuen Erzeugungszweiges. Josef Werndl war aber nicht nur ein genialer Techniker und Orga- nisator, er sorgte auch in einem damals geradezu einzigdastehenden Maße für das soziale Wohl seiner Arbeiter durch Errichtung vieler Wohnhäuser und eines Schwimmbades, das noch heutigen Ansprü- chen genügt. Als ihn in seiner besten Schaffenskraft am 29. April 1889 eine Erkältung hinraffte, war ein Mann auch aus dem Ge- meinwesen der Stadt geschieden, der mit Recht „ Vater der Ar- beiter" genannt werden durfte, und dem die Stadt nichts weniger als den wirtschaftlichen Fortbestand verdankte. In den Gebieten der ehemaligen Werkstätten Josef Werndls, auf die wir von unserem Wege hinabblicken, ist es heute allerdings still geworden. Zahlreiche dieser Fabriksobjekte sind in Wohnhäuser umgewandelt worden, und die aus dem Unternehmen Werndls entstandene „ Ö s t erreich i s c h e Waffenfabrik s g e - s e l l s c h a f t " , die seit 1925 den Namen „ S t e y r - W e r k e - A k t i e n g e s e l l s c h a f t« führte und nach der Fusion mit 13

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