Josef Drausinger - Führer durch Steyr 1959
Brücke (Hotel Minichmayr) in aller Muße betrachtet werden kann. Es war noch reizvoller vor den Bombe11schäden des zweiten Welt- krieges, da am Flußufer noch alte gotische Häuser standen. Jenseits der Ennsbrücke, iiber die wir nun schreiten, bildet die mit schöner Barockfassade versehene Löwen a p o t h e k e den Anfang der Innenstadt. In diesem Hause wurde am 25. Dezember 1800 zwischen Erzherzog Karl u11d dem französischen Befehlshaber Moreau ein später zum Frieden von Luneville führender Waffen- stillstand abgeschlossen. Dreimal innerhalb von 10 Jahren ist Steyr von fra11zösischen Truppen besetzt gewesen, 1800, 1805 und 1809, und _es bedurfte vieler Jahre mühsamen Wiederaufbaues, um den wirtschaftlichen Zusammenbruch jener Zeit zu überwinden. Wir könnten nun durch die ihren Namen verdienende »Enge" zum Stadtplatz oder durch ein Spitzbogentor den Schloßberg empor zur Burg gelangen, sparen uns aber diese Erlebnisse noch auf und wenden uns zunächst zur Brücke iiber die Steyr. Was zwische11 diesen Brücken liegt, wird später wohl einmal einer weiträumige11 Brückenanlage weichen müssen, auch der uralte, mächtige Wasser- turm, der einst noch um ein Drittel höher war und von 1572 bis 1824 die Stadt mit Wasser zu versorgen hatte. An einer seiner Wände sind die Marken der einzelnen Hochwasserstände ange- bracht, die das Ausmaß der Katastrophen abschätzen lassen, von denen die Stadt immer wieder heimgesucht war. Kaum haben wir die Steyrbrücke betreten, bietet sich neuerlich ein unvergeßliches Bild: die über Wehren schäumende, hellgrüne Steyr, jenseits das vielgliedrige, ehrwürdige Bürge r s p i t a l mit anschließender ehemaliger Spitals k i r c h e, deren schlan- ker, hoher Turm einen reizenden Barom.helm trägt, die wud1- tigen Türme der Michael er k i ,. c h e, von deren Giebelwand ein 1952 erneuertes Fr e s k o (Sturz der gefallenen Engel) her- ableuchtet, unmittelbar darangebaut das ehemalige Jesuitenkloster, jetzt Real g y m n a s i um, darüber der Tabor, flußabwärts ttnd -aufwärts die Vorstädte Ort und Steyr d o 1· f, am ge- genüberliegenden Ufer der Enns die Vorstadt E n n s d o r f und endlich im Flußbett draußen eine mit Büschen und Bäumen be- wachsene Flußinsel. Jenseits der Steyrbrücke harren unser einige Kostbarkeiten der Innenarchitektur und der Bildenden Kunst. Wir aber weichen die- sen Verlockungen abermals aus und streben vorerst dem schönsten 9
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