Führer durch Stadt Steyr

1. Rundgang 41 stadel schließt sich ein, im stumpfen Winkel gestelltes Doppeltor, das wuchtige Neutor welches 1575 von Hans Gasteiger als Boll- werk gegen Feind und Wasserflut erbaut wurde. Das eine mündet gegen die Neutorbrücke , das andere einstmals über eine Zug- brücke gegen den Schiffweg; rechts von diesem zieht sich längs des sogenannten „Hundsgrabens" (Ziegler- und Binder- gasse) die noch gut erhaltene Stadtmauer zum sechseckigen Festungsturm hinauf. Auf den Pfarrplatz, ein kleines Fels- plateau, führen zwei gedeckte Stiegen, eine von der Pfarrgasse, die andere vom Museum aus. Beide münden auf den ehemaligen F r e i t h o f, erstere beim M e s n e r s t ö c k 1 mit gotischer Treppe, letztere bei der M arg a r et e n k a p e 11 e, deren schönes, gotisches ~' Türmchen anno 1910-1911 als getreue Kopie des alten baufällig gewordenen neu errichtet wurde. In die Umfassungs- und Kirchen- mauern eingesetzte Epitaphien und Grabplatten, wovon (1898) eine große Zahl aus dem Kircheninneren dahin versetzt worden, erinnert an die aufgelassene Begräbnisstätte. Zwischen der Margaretenkapelle und dem erwähnten Festungsturm steht der 1687 erbaute Pfarr- hof, von dessen Stirnseite eine Marmorplatte vom Altmeister Bruck n er kündet, der im Sommer der Jahre 1886- 1894 im Eckzimmer des II. Stockes gewohnt und hier eine große Zahl sein er unvergänglichen Werke geschaffen hat. Schräg gegenüber am Platze steht sein D e 11 k m a I von Viktor 1'i lgner, in der Nachkriegszeit durch Beraubung übel zugerichtet. Zwischen den Mittelpfeilern der hoben westlichen Kirchenmauer unmittelbar unter der O:gel, di e er wie kein anderer meisterte, epheuumrahmf auf hohem Konglo- meratsockel gestellt, würde die wundervolle Büste, ohne Beiwerk, den Blick nach Wiege und Grab gerichtet, unvergleichlich besser zur Wirkung kommen . Inmi tten des Platzes, den wir nun umgan- gen, und der mit einer Lindengruppe geschmückt ist, steht die Stad t p f a r r k i r c h e. Das Gotteshaus, an Stelle einer romanischen Kirche seit 1443 nach den Plänen Hans Puxbaums, des Erbauers des Wiener Stephansdomes aufgeführt, war kurz vor der Vollendung anno 1522 ein Raub der Flammen geworden. Es wurde zwar zur Protestantenzeit notdürftig wieder hergestellt, aber erst anno 1630 nach dem Siege der Gegenreformation vom Abte des Klosters Garsten, dem Pfarrherrn der Kirche, im Stile der ausklingenden Gotik voll endet. Die späteren Barockzutaten, Altäre usw. _wurden seit 1857 wieder entfernt und die Kirche im Inneren und Außeren einer durchgreifenden Umgestaltung unterzogen. Der kunstsinnige Besucher wird sich vermutlich mehr für das aus älterer Zeit Stam- mende interessieren. In diesem Sinne ist das gut restaurierte Äußere der dreischiffigen Hallenkirche zu bewerten; besonders das Nord- porta l mit seinem plastischen Schmuck, ferner der 1889 nach den Plänen des Wiener Dombaumeisters Freiherrn v. Schmidt an Stelle des 1876 abgebrannten im gotischen Stil neu erbaute Turm,

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