Führer durch das Chorherrnstift St. Florian

Cteschichtlicher Überblick Die Gründung. Der heilige Florian, dem Stift und Markt den Namen verdanken, war Amtsvorsteher des römischen Statthalters in Lorch, also höchster Zivilbeamter in Ulernorikum gewesen. Er wurde im Jahre 304 unter Kaiser Diokletian auf Befehl des Statthalters mit einem Stein um den Hals in die Enns gestürzt. Das Martyrium ist gut bezeugt durch das Marterbuch, das nach dem hl. Hieronymus benannt ist, und durch die älteste Legende, die in Handschriften des 9. und 10. Jahrhunderts erhalten ist.•) Für das Begräbnis des hl. Florian haben wir keine historischen Nachrichten, sondern nur Legenden aus der Karolingerzeit. Das ist sehr verständlich. Denn die Gegend, in der St. Florian liegt, ist das natürliche Tor nach Osten, durch das die Stürme der Völkerwanderung dahinbrausten und alles zerstörten. Nur wenige Romanen mögen sich in versteckten Winkeln des Landes über diese Zeit hinübergerettet haben, worauf auch in unserer Gegend der Name •Walling" (Waliching) hinzuweisen scheint. Nach der Zerstörung der Stadt Lorch durch die Avaren im Jahre 700 blieb das Land zwischen Traun und Enns nur Vorland der bairischen Grenze. In dieser Zeit wanderten Slaven von Süden her durch die Alpentäler In unsere Gegend ein und zogen die Täler und Höhenstraßen entlang hinauf bis in den Nordwald. Aber noch im 8. Jahrhundert begannen auch die Baiern mutig über die Traungrenze nach Osten vorzustoßen und das Gebiet zwischen Traun und Enns zu besiedeln. Sie nannten den Ort nach seiner natürlichen Beschaffenheit "Puch". Durch das Zusammentreffen mit den vorhandenen Romanen wurden sie mit dem heiligen Blutzeugen Florian bekannt, machten ihn zum Schutzheiligen der Ennsgrenze und gründeten zu seiner Ehre ein Heiligtum an der Stelle, wo man sein Grab vermutete. Reliquien des Heiligen sind hier nicht mehr vorhanden. Eine sehr alte Reliquie befindet sich im Schrein von Schienen in der Klosterkirche Reichenau, größere Reliquien seit 1183 in der Florianikirche vor dem Florianitor in Krakau, ferner werden große Reliquien in der Kirche S. Felice e Fortunata in Vicenza als die des Martyrers von Lorch verehrt. Die Zusammenhänge müssen erst überprüft werden. Im 8. Jhdt. entstand auch die Legende von dem Adler; der den Leichnam bewachte, von der Witwe Valeria, die ihn auf einem Wagen mit Zugtieren hieher überführen und hier begraben ließ, und von den Quellen, die zur Tränkung der Tiere entsprangen. Der Adler war das Feldzeichen der römischen Legionen, an dessen Stelle Konstantin das christliche Kreuz setzte. 1 ) Dr. lgnaz Zibermayr, Norikum, Baiern und Österreich, München 1944. S. 17 - 31 und S. 329 - 347. 5

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