Führer durch das Chorherrnstift St. Florian

besuchen wollen. Vor uns sehen wir das herrliche Stiegenhaus, das schon nach den Plänen Carlones sich in zweigeschoßigen, ansteigenden Arkaden in den Hof öffnen sollte, dem aber Prandtauer erst durch die waagrechten mit Rankenwerk ausgefüllten Arkadenreihen des Obergeschoßes und durch die Gestaltung der Mittelloge einen besonderen Reiz verlieh. Die Rankenornamente wurden 1709 - 1714 von Johann Bianko ausgeführt. Die Westfront birgt im ersten Stock die Wohnung des Prälaten, Musik- und Gastzimmer, im 2. Stock die Kaiserzimmer. Zur Linken tritt der mächtige Bau des Marmorsaales aus der schlichten Innenfront des Hofes hervor. Den Ostteil des Gebäudes nimmt im ersten Stock die Bibliothek, im 2. Stock die Bildergalerie ein. Der Bibliotheksaal tritt ebenfalls aus der Front mit überhöhtem Dach hervor. Die Figuren auf dem Bibliotheksdach stammen von Johann Paul Sattler 1 ) und stellen folgende Tugenden dar: rechts Jungfrau mit Pfeilen und brennender Fackel - Geistesschärfe, links nachsinnende Matrone in einem Buche lesend und eine Feder in der Hand haltend, zu ihren Füßen ein Adler, neben ihr eine brennende Lampe - Studium, eine alte Matrone mit Helm, sitzend, einen runden Schild in der Hand mit einer Taube - Weisheit, eine alte Matrone mit den Gesetzestafeln - Gottesfurcht. Die Nordfront bietet Raum für Kanzleien, Werkstätten und einige Wohnungen. Dort ist der alte Ziehbrunnen aus 1603 sehenswert. Dieser Trakt ist übrigens der älteste im jetzigen Stiftsgebäude; er wurde 1630 erbaut. Das Stiegenhaus Nun betreten wir das Stiegenhaus von innen. Die allegorisd1en Figuren, die Vasen in den Nischen und die Putti auf der Balustrade im 2. Stock sind wieder Werke Leonhard Sattlers. Zwei herrliche Gitter aus 1730 mit den Initialen J.B.P. (Johann 1 ) Sohn des Leonhard Sattler, heiratet 1748 in St. F'. orian, 1753 von hier weggezogen. 26

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