Führer durch das Chorherrnstift St. Florian

Die weiteren Bauherren waren die Pröpste Matthäus von Weißenberg (1689 - 1700), Franz Claudius Kröll (1700 - 1716), Johann Baptist Födermayr (1716 - 1732) und Johann Geörg Wiesmayr (1732 - 1755). Nach dem Töd Carlones 1708 wurde der berühmte österreichische Klosterbaumeister Jakob Prandtauer als Bauführer berufen; aber auch ihm war die Vollendung des Werkes nicht gegönnt; denn er starb schon 1726. Ab 1725 leitete der Florianer Baupolier Jakob Steinhuber nach den vorhandenen Rissen den Bau. 1744 wurde der Bau der Bibliothek noch dem Steyrer Baumeister Gotthard Hayberger anvertraut. Der großzügigste Bauherr war Johann B. Födermayr, ein Bauerssohn aus Hohenbrunn bei St. Florian. Trotz kaiserlichen Verbotes, die Bautätigkeit fortzusetzen, verstand er es, die hervorragendsten Werke der Baukunst in St. Florian zu schaffen: den Marmorsaal, das Sommerrefektorium und das Schloß Hohenbrunn an der Stelle, wo sein Vaterhaus stand. Er starb gerade in dem Jahre, in dem seine großen Schöpfungen vollendet waren. Seinem Nachfolger Johann Georg Wiesmayr blieb noch die Aufgabe, mit der Ostfront und der Bibliothek den Bau zu vollenden. (1751) Die literarischen Leistungen. Johann Georg Wiesmayr, der Sohn eines Bürgers und Gastwirts im Markt St. Flori;m, legte den Grund für die späteren Leistungen der Chorherren auf dem Gebiete der Wissenschaft. Als treuer Verwalter des ihm anvertrauten Hauses sorgte er für eine gediegene religiöse und wissenschafllche Ausbildung des Nachwuchses. Der Ruf und das Ansehen des Stiftes war damals so bekannt, daß sich unter seiner Regierung in 23 Jahren 53 Novizen um die Aufnahme bewarben, während unter seinen Vorgängern in 65 Jahren 93 eingetreten waren. Er ordnete durch kluge Statuten das Leben im Hause und auf den Pfarreien, erließ für den Gottesdienst umfangreiche Anweisungen, kaufte zur Verschönerung der Kirche neue Paramente, die Wandlungsleuchter und bestellte die Marmorkanzel aus Lilienfeld. Die Sammlungen vermehrte er durch den Ankauf der Münzensammlung des Hofdichters Karl VI. , Apostolo Zeno. Groß sind seine Verdienste für die Wissenschaft. Er baute nicht bloß die Bibliothek, sondern stattete sie auch mit den bedeutendsten Werken der Theologie und der Geschichte aus. Selbst ein eifriger Forscher, hinterließ er 103 handschriftliche Bände, von denen er den größten Teil eigenhändig geschrieben hatte. Er war auch im öffentlichen Leben von größtem Einfluß und überragender Bedeutung und wurde deshalb von Kaiserin Maria Theresia öfter ausgezeichnet und empfing von ihr zwei wertvolle Pektorale als Beweis ihrer Hochschätzung. Unter seiner Regierung hat das Stift eine zweite Blütezeit auf religiösem und wissenschaftlichem Gebiet erlebt, die ihm auch die innere Kraft gab, die Zeit der Aufklärung gut zu bestehen. 15

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