Führer durch das Chorherrnstift St. Florian

Die Türkenkriege erforderten namentlich nach der ung lücklichen Schlacht bei Mohacs große Opfer. Die Kirchen und Klöster mußten, außer den gewöhnlichen Steuern, 1527 die Hälfte des Kirchenschatzes und ein Drittel der Jahreseinkünfte, 1528 drei Viertel der Jahreseinkünfte , 1529 zuerst die Hälfte der Einkünfte, später den 4. Teil ihres Besitztums abliefern. 1531 sollten sie zur Bestreitung der Befestigungskost en Wiens alle goldenen und silbernen Kelche ausfolgen, doch wurde ihnen erlaubt, die noch nicht eingeschmolzenen gegen Geld abzulösen. St. Florian kam seiner vaterländischen Plicht allzeit nach Vermögen nach. In den Jahren 1535 und 1541 war es sogar gezwungen, viele Besitzungen zu veräußern oder zu verpfänden, um die geforderten Auflagen entrichten zu können. Eine solche wirtschaftliche Bedrängnis ist auch geeignet, der religiösen Neuerung den Eingang in die Klöster zu öffnen . Unter Propst Peter konnte zwar der Protestantismus in St. Florian nicht Wurzel fassen . Jedoch war die Bevölkerung den Geistlichen so feindselig gesinnt, daß der Propst 1534 vom päpstlichen Nuntius die Erlaubnis erwirken mußte, außerhalb des Klosters weltliche Kl eidung tragen zu dürfen . Spuren des neuen Geistes treten zum ersten Mal unter Florian Muth ( 1545 - 1553) in St. Florian auf. Wohl hielt die ältere Generation am Glauben fest. Als sich aber das Stift mit jüngeren Leuten füllte, die in der Zeit der Verwirrung herangewachsen waren, wurde es anders. Sigmund Plaffenhofer ( 1553 - 1572) neigte den neuen Grundsätzen stark zu und er schickte sogar 2 Theologiestudenten nach Wittenberg. Die kaiserliche Klosterkommission stellte 1561 verschiedene Mängel fest. Insbesondere war 1 Konventuale im Stifte beweibt, mehr dagegen auf den Pfarren, der Schulmeister war protestantisch . Der Propst versprach , die Anordnungen der Kommission zu erfüllen, im Kloster kein Konkubinat zu dulden und di e hl. Kommunion unter einer Gestalt zu spenden. Auf den Pfarreien könne er den- Kelch und das Konkubinat nicht ändern , erklärte er. Von den 8 inkorporierten Pfarren waren 6 mit Chorherren besetzt. 1563 befanden sich im Stift und in den Pfarreien 17 Konventualen , von denen noch 5 beweibt waren. Die päpstliche Visitation durch Kard. Commendone 1569 besichtigte nur das Stift und stellte unter anderem fest, daß die 9 Kanoniker nicht lateinisch sprechen können. Der Visitator ordnete die Lektüre katholischer Bücher, das Erlernen der lateinischen Sprache und den Gebrauch von Purifikatorien an . Propst Sigmund erbaute ein neues Spital bei der St. Johanneskirche im Markte. Auch in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden den Klöstern große Lasten in den Antizipationen aufgelegt. Sie mußten nämlich für Darlehen des Kaisers Pfand leisten und die Zinsen abdienen, zuweilen auch das Kapital zurückzahlen. Gegen Ende des Jahrhunderts kam es noch einmal zu einem Bauernaufstand, der auch Unterl Z

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