Führer durch Österreichs Kunststätten - Die Stadt Steyr in Oberösterreich

57 alterliche Gedrängtheit durch die hotartige Soldschmiedgasse eine einzige Ausbuchtung erfährt. Nun gilt unser Weg dem jenseits der Steyr gelegenen Stadtteile. Dort brühen, das Bild nach rückwärts abschließend, vermittelt die Stirnseite der Michaelerkirche, zu welcher der vorliegende Platz terrassenförmig emporsteigt, zusammen mit der (teilgiebeligen, altersgrauen Oebäubegruppe von Bürger- spital und Ptarrhot zur Linken des Beschauers — trotzig auf schroff zum Fluß abfallendem Fels erbaut — einen Anblick von wuchtiger Schönheit (Bild 10). Von diesem urkundlich nächst dem Schlosse ältesten Bauwerke Steyrs weiß der LhronistPreuenhuber folgendes nette Nistörchen zu erzählen: „Gedachte Spital- Kirdje ist erbauet über einen großen Gewölb und Keller, darinnen man des Spitals Wein auszuschencken pflegt. Daher es für ein Wahrzeichen gehalten wird, daß einer sei zu Steyr gewest, wann er anzuzeigen weiß, daß er allda ein Kirchen über einen Wirths-Nauss gesehen." Heute kann der Fremde sich an gleichem Ort in einem Zuckerbäckerlaben an einem „Likör“ gütlich tun. Wir wollen es nicht unterlassen, dem Inneren des — wie eine verschnörkelte Nlessingtatel mit latei­ nischer Inschritt über dem Tore meldet — aus dem Mittelalter stammenden Hauses einen Besuch abzustatten. Etliche Stufen führen hinab in eine weiß getünchte, gewölbte, auf drei romanischen Säulen aus rotem Marmor ruhende Halle, deren prächtige Wirkung leider durch zwei eingebaute Zimmer vollständig zerstört ist. Die Freilegung war bisher nicht erreichbar, ebensowenig wie die Entfernung der Tünche von den steinernen Türtassungen, eine bedauerliche Versäumnis, die dem Besucher der Stadt auch bei der größten Mehrzahl der vielen schönen Höfe und Höschen (etwa 60 an der Zahl!) ins Äuge fallen wird. Wir fragen nach dem „Obmann“ des Spittels, der uns gerne treppauf und -ab durch die schmalen Gänge, die an das Innere einer Burg gemahnen, geleitet und uns einen Blick in die Hauskapelle und das schmale flußseits gelegene Gärtchen tun läßt; jenseits des rauschenden Wehres, über . das die grünen Wasser der Steyr stürzen, thront über Baum­ wipfeln das Lambergsche Schloß. Zum Schlüsse treten wir in die „Grnoanstuben", einen bauernstubenartigen, in seiner

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