Führer durch Österreichs Kunststätten - Die Stadt Steyr in Oberösterreich

159 Schriftsprache besitzen und für den Volkskundler sowohl, wie für den Sprachenkenner und -forscher die Hauptquelle und unerschöpfliche kund grübe [einer Stubien ausmachen. Es hat eine Zeit gegeben, da die Städter mit einer gewissen Überlegenheit auf die angeblich „rohe Bauernsprache" gering­ schätzig herabsahen und sie des öfteren verspotteten. Dieser Irrtum ist erfreulicherweise mit der immer allgemeiner werdenden Erkenntnis von dem grasten Wert der Mund­ arten geschwunden. So ist es denn auch nicht verwunderlich, daß die Mund­ artdichtung gerade in Oberösterreichdie zahlreichsten und bedeutendsten Vertreter unter allen übrigen Ländern aufweist, nennt doch Rosegger Oberösterreich den „Klassischen Hoden der Mundartdichtung", dessen bedeutendster Mundart­ dichter Franz Stelzhamer zugleich der größte deutsche Mundartdichter überhaupt ist, was gegenwärtig nicht mehr bestritten wird. Mit Stolz zählt die Umgebung Steyrs unter vielen anderen den unvergleichlichen Sänger der Bergwelt Knton Schosser aus Eosenstein, den gemütstiefen Hoset Moser aus Klaus (Schosser und Moser liegen am alten Friedhof in Steyr nebeneinander), den großen Seelen- schilderer Norbert purschka aus Waldneukirchen und den heiteren Karl Adam Kalfenbrunner aus Enns zu den hervorragendsten Vertretern der Mundartdichtung. Doch auch am jungen Reis blüht es reich und früchte­ verheißend, Gegenwart und Zukunft werden dem schönen Ausspruche des steirischen Waldheimatdichters nur Ehre machen^). Dem heiteren Lharakter der ländlichen äugend entsprechen auch die vielen, herrlichen Volkslieder, üobler, Schnaderhüpfln und Judjzer. Die Sangesfreudigkeit ist freilich nach außen, aber nur scheinbar geringer geworden, sie erwacht zu voller, alter Blüte und Kraft, wenn an Sonntagnachmittagen oder langen ') Freunden der tUunbartbidihmg seien die Bünde „Kus der Ho am dt“ des Sfelzlj amcrbunbes sowie bas Sammelwerk „Hoamäf- gsang" des Bundes oberösterreichischer Mundartdichter, herausgegeben von Karl Mayer und Prof. 6. Soldbacher (bei Steurer in Linz) herzlich empfohlen.

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