Führer durch Österreichs Kunststätten - Die Stadt Steyr in Oberösterreich
131 sonders die ausgedehnten Mischwälder bilden ein leuch tendes Mosaik aller Farben. Ein besonderer Genuß an solchem sonnigen Herbsttage ist es, auf einem Holzfloß ennsabwärts zu gleiten, dort wo einst aus dem alten „Innerberg“ (Erzberg) das Eisen auf „Hillen“ nach Steyr verschickt wurde und auf der alten „Eisenstraße“, die von Steyr bis Hieflau reicht, so manches alte Einkehrwirtshaus für den seinerzeit so üppigen Wagenverkehr einsam und verträumt von der alten Zeit erzählt- Auch auf der grünen Steyr herrschte bis zur Er öffnung der Steyrtalbahn eine lebhafte Holzflößerei mit sogenannten „Ladenkähnen“, die aus geschnittenen Läden verfertigt waren. Jedes Floß hatte nur einen Lenker, der bei den vielen Wetjren, die in der Steyr bei den Werben ein gebaut sind, beim Durchschlüpfen durch die Wehr gewandt sein mußte, um das „Ladenkahndl“ im Sprunge wieder zu erreichen. ln vielen Seitentälern der Enns und Steyr stehen die Ruinen einstiger Eisenhämmer („Zrennhämmer“) und anderer Zeugen einer interessanten Zeit bürgerlichen Wohlstandes, eigenartiger Sitten, die noch der eingehenden Schilderung harren. Rus den dunkeln Hochwäldern hört der Floßfahrer von allen Seiten das dröhnende, fast umheimliche „Röhren“ der Hirsche, aus der Ferne klingt das Läuten der Rinder, das Jauchzen und Jodeln der Sennerin, die ihr anvertrautes Vieh von der Alm in den heimatlichen Stall des Rlmbauern treibt. Je näher das Floß der Stadt zueilt, desto häufiger werden an den Hängen die Gehöfte; das rote Rlpenveilchen (Cyclamen europaeum) ist ein lieber, duftender Herbstbote und bald tut sich der reiche Obstgarten mit seinem Früchtesegen auf, die Fässer stehen bereit zur Rufnahme des „Mostes“, der Pfarr- turm sagt schon sein „Willkommen“ und am Steinkai in der Vorstadt „Ort“ wartet schon der „Ruffanger“, um bei der Landung des Flohes das geworfene Seil am „Reitstecken“ zu befestigen. Einst war der Winter ein „strenger Herr“, wo man am liebsten am Ofen in der warmen Stube saß. Seit einigen Jahren erst ist seine ganze Herrlichkeit offenbar geworden 9*
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